Konfuzianismus und PhilS
Die 5 Elementarbeziehungen, von Konfuzius auf den Menschen bezogen
1.Vater-Sohn
2.Herrscher-Diener
3.Ehemann-Ehefrau
4.Älterer Bruder-Jüngerer Bruder
5.Freund-Freund
Was ist mit diesen Beziehungen heute gemeint?
1. Vater-Sohn-Beziehung
Die Vater-Sohn Beziehung ist die Beziehung vom Schöpfer zu seinem Werk.
Die biologische Schöpfung besteht bei der zweigeschlechtlichen Vermehrung darin, dass ein Elternpaar der Schöpfer eines Kindes ist.
Das Kind ist die Schöpfung seiner Eltern.
Die Verantwortung des Schöpfers für seine Schöpfung ist eine Folgerung daraus. Das Kind soll seine Schöpfer in Ehren halten, wäre eine andere Folgerung, die daraus resultiert.
Die Schöpfung ist jedoch keine rein biologische, sondern auch eine erzieherische. Auch die Weitergabe von erlernten und erlernbaren Eigenschaften gehört zur ersten Elementarbeziehung zwischen Vater-Sohn, also Schöpfer-Schöpfung.
In der zivilisatorischen Entwicklung setzt sich diese biologische und erzieherische Schöpfung von Nachkommen fort in der Schöpfung von Werken, Dingen, zusätzlichen Organen, Mitteln oder körperexternen Teilen des Menschen.
Der Faustkeil, das Messer, der Speer, die Rakete, das Fahrrad, das Auto, das Flugzeug, das Radio, die Kleidung, das Haus, der Kühlschrank, der Fernsehapparat usw. usw. sind alles Schöpfungen des Menschen. Der Schöpfer, der Mensch, hat die Verantwortung für seine Schöpfungen. Er kann seine Schöpfungen ethisch positiv oder negativ verwenden.
2. Herrscher-Diener-Beziehung
Die PhilS nennt dies die Dominator-Effektor-Beziehung. Es ist die Beziehung zwischen dem, der eine Entscheidung trifft und dem, der sie ausführt. Der Fürst befiehlt einen Angriff und seine Armee führt ihn aus, der Chef ordnet eine Maßnahme an und seine Untergebenen führen sie aus, das Individuum möchte ein Haus und die Handwerker bauen es, das Individuum benötigt ein Auto und die Fabrikarbeiter bauen es mit Hilfe der Fabrikmaschinen, die Masse will fliegen und der Konzern baut ihr Flugzeuge.
Im Rahmen der zivilisatorischen Entwicklung des Menschen bilden sich Systeme höherer Ordnung in Form von Fabriken (Mischsysteme mit lebenden und nichtlebenden Anteilen), die den Menschen dienen. Der Mensch als Schöpfer (siehe 1.) schafft sich neue Effektoren (Auto, Computer usw.), die seine körperimternen Organe ergänzen und seine Fähigkeiten erweitern, ihm dienen.
Der biologische Ursprung besteht jedoch weiter und entfaltet weiterhin seine Wirkungen:
Das Individuum ist Diener seiner Gene und sorgt für deren Verbreitung durch sexuelle Betätigung, die durch Lustgefühle belohnt wird. Dieses biologische Schöpfertum von Nachfahren setzt sich fort.
Im Biologischen belohnt der Herrscher (die Gene) seine Diener (die Menschen) mit Lustgefühlen, in der menschlichen Zivilisation belohnt der Herrscher (Dominator) seine Effektoren mit Geld. Geld fließt stets vom Dominator zum Effektor. Der Mensch im Berufs- oder Arbeitsleben ist Diener (Effektor) seiner Mitmenschen. Dafür erhält er Geld. In seinem Freizeitleben ist das menschliche Individuum Herrscher (Dominator) und gibt Geld dafür aus, dass seine Mitmenschen für ihn alles das produzieren, was er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt.
Das ist die Herrscher-Diener-Beziehung der Zivilisation.
3. Ehemann-Ehefrau-Beziehung
Das ist die Bildung des kleinsten lebenden Systems höherer Ordnung. Zwei Zellen vereinigen sich zu einer höheren Einheit, die als solche handelt. Es entsteht ein Organismus, im menschlichen Bereich eine Ehe, die ihrerseits wieder kleinste Einheit in der menschlichen Gesellschaft ist. Durch die Bildung einer derartigen Einheit höherer Ordnung entstehen neue Notwendigkeiten.
Es entsteht die Notwendigkeit von Kommunikation. Aufgrund dieser Notwendigkeit werden Begriffe gebildet und Sprache entsteht. Das neue Sein in Gesellschaft schafft Bewusstsein. Es schafft Aufgabenteilung und Arbeitsteilung. Ein Teil des neuen Organismus erfüllt Aufgaben nach innen, der andere Teil Aufgaben nach außen. Das neue Sein in Gesellschaft schafft aber auch Notwendigkeit von Verzicht und damit Auseinandersetzung, Willen und Unterdrückungsverhältnisse.
Im Biologischen schafft diese neue Gesellschaftsbeziehung mehrzellige Organismen, Konkurrenz, Pflanzen, Tiere und Zweigeschlechtlichkeit, im Zivilisatorischen schafft sie Sprache, Kommunikation, Bewusstsein, Auseinandersetzung, Willen, Konflikt und Krieg.
4. Die Älterer-Jüngerer-Beziehung
Diese Beziehung kommt besonders in der menschlichen Zivilisation zum Tragen. Es ist die Beziehung vom Lehrer zum Schüler. Diese Beziehung beschreibt den Fluss von Wissen, den Fluss von Information im Sinne von Bedeutungsinhalten.
Im Biologischen wurde Wissen nur an die Nachfolgegeneration (Vater-Sohn-Beziehung) weitergegeben, im Zivilisatorischen wird Wissen an alle Menschen weitergegeben. Die vertikale, zeitlich aufwändige Wissensweitergabe vom Älteren zum Jüngeren wird ergänzt durch die horizontale Wissensweitergabe ohne nennenswerten Zeitverlust.
5. Die Freund-Freund-Beziehung
Die Beziehung auf gleicher Ebene, der Zusammenschluss von Gleichen. Das soziale Größenwachstum. Die freundschaftliche Beziehung. Die Nächstenliebe. Die Verbrüderung. Die Gemeinschaftsbildung. Alle Menschen werden Brüder. Die Kooperation. Die Verbrüderung der Menschheit mit der Tier- und Pflanzenwelt. Die Einordnung der Menschheit in das System Erde. Das Ende der Ausbeutung von Leben und Nichtleben durch die Menschheit.
Das sind die 5 Elementarbeziehungen der Lehre des Konfuzius, interpretiert von
Rudi Zimmerman
März 2009
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