Das Wachstum der Informationsmenge und die Entropie
Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik
Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass das Universum dem sogenannten "Wärmetod" entgegengeht. Wärme fließt nur vom Warmen zum Kalten und das so lange, bis sich die Temperaturunterschiede im Universum ausgeglichen haben (=Entropie).
Abgesehen davon, dass dieses physikalische Denken die objektive Existenz einer Zeit voraussetzt, die tatsächlich nur als Kategoerie der Denkens existiert, wie bereits Kant uns sagt, möchte ich hier meine Theorie verteidigen, dass dieser Entropie ein zweiter Prozess entgegen gerichtet ist, der parallel abläuft und darin besteht, dass sich in lebenden Systemen immer mehr Information anreichert.
Die ständige Vermehrung von Information
Meine Theorie wird dadurch belegt, dass die Evolutionstheorie zeigt, dass sich auf dem Planeten Erde lebende Systeme auseinander entwickeln, deren materielle Zusammensetzung immer komplexer wird. Bertram Köhler und andere haben gezeigt, dass dieser Prozess zunehmender Komplexität bereits bei der Evolution des Weltalls und der Materie begonnen hat. Zunahme der Komplexität ist informationstheoretisch eine Zunahme von Information.
Meine Philosophie lebender Systeme, die ich vielleicht besser als Theorie lebender Systeme bezeichnen sollte, besagt u.a., dass das System Mensch nicht nur aus seinem materiellen lebenden Körper besteht, sondern zusätzlich aus seinen körperexternen nicht-lebenden Teilen (also seinem "Eigentum"), seinem Geld und seinem geistigen Besitz.
Der Prozess der Vermehrung von Information in lebenden Systemen, die offene Systeme sind, also Materie und Energie – und Information – mit ihrer Umgebung austauschen, setzt sich im Leben jedes einzelnen menschlichen Individuums fort.
Betrachtet man die Menschheit auf dem Planeten Erde als lebendes System höherer Ordnung – so wie ich es tue -, so zeigt sich auch hier, dass sich im Leben der Menschheit die Informationsmenge nicht nur dadurch erhöht hat, das die Anzahl der Individuen seit dem Entstehen der Menschheit ständig (mit Schwankungen) zugenommen hat, sondern zusätzlich dadurch, dass immer mehr Information in Form von "Wissen" hinzugekommen ist.
Und nicht nur das: die Speicherung von Information erfordert immer weniger an materiellem Speichermedium.
Die Entwicklung der Speichermedien für Information
Der erste Informationsspeicher lebender Systeme ist das Gen. Die auf diese Weise gespeicherte Information überlebt auch den Tod des Individuums, falls sich dieses vorher vermehrt hat (Kinder). Die Vermehrung der Individuen durch Zeugung und Aufzucht von Kindern dient aus Sicht der Theorie lebender Systeme der Erhaltung und Vermehrung von Information (siehe mein Buch "Die Datentransformation. Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch", Berlin 2001, ISBN 3831119023). Nebenbei bemerkt ist die Evolution lediglich ein Nebenprodukt dieses biologischen Ziels, Information über den Tod des lebenden Systems Individuum hinaus zu erhalten.
Der zweite Informationsspeicher ist das Gehirn der Tiere, natürlich auch des Menschen.
Dieser Informationsspeicher stirbt allerdings naturgesetzlich mit dem Tod des Individuums. Allerdings gestattet dieser Informationsspeicher eine Anpassung der Information schon während der Lebzeit des Individuums, mit anderen Worten: er gestattet die Vermehrung von Information während des Zeitraums, in dem der Mensch lebt. Das hat er dem genetischen Informationsspeicher voraus, der theoretisch bisher als nicht lernfähig angesehen wird (was auch bezweifelt wird).
Durch das Gehirn kann also das Individuum seine genetisch gespeicherte Information dadurch vermehren, dass es zusätzlich im Gehirn Information sammelt.
Der Mensch hat nun zusätzlich weitere Informationsspeicher geschaffen, die seinen Tod überleben: Bücher, Computer, Festplatten usw..
Diese führen dazu, dass zusätzlich weitere Information durch das Individuum angesammelt werden kann, wobei ich daran erinnere, dass die körperexterne Materie (nicht nur Kleidung und sonstiges Eigentum, sondern auch Bücher, Computer usw.) auch zum System Mensch gerechnet werden muss – nach der Theorie lebender Systeme.
Betrachtet man das System Menschheit, wird der enorme Daten- und Informationszuwachs noch deutlicher.
Dieser Prozess der ständigen Zunahme von Information spielt sich nun sicherlich nicht nur auf dem Planeten Erde ab, sondern auch auf vielen anderen Planeten im Universum, die Leben ermöglichen.
Der "Wärmetod" des Universums
Nun komme ich zurück auf die Entropie, auf den 2. Hauptsatz der Thermodynamik.
Peter Mersch (und andere Kritiker der Philosophie lebender Systeme) führt an, dass Information (Wissen, das Geistige) immer eine materielle Grundlage benötigt, um gespeichert und verbreitet zu werden. Und er folgert, dass, wenn das Universum den "Wärmetod gestorben" ist (Entropiesatz), es auch keine Information (Wissen) mehr gäbe.
Er hat zwar hinsichtlich des Entropiesatzes Recht. Aber mit Eintreten der Entropie ist es grundsätzlich nicht aus mit der Vermehrung von Information.
Denn: "Wärmetod" bedeutet ja keinesfalls, dass keine Energie mehr vorhanden ist, sondern nur, dass die "Wärme" gleichmäßig verteilt ist, es keine Temperaturdifferenzen mehr gibt, also dass sich alle "Teilchen" gleich schnell bewegen. Es gilt auch weiter der 1. Hauptsatz der Thermodynamik, dass die Summe der Energie (Materie) immer gleich bleibt!!
Es ist auch im "Wärmetod" ebensoviel Energie im Universum vorhanden wie derzeit.
Meine Theorie besagt, das derzeit nur ein sehr kleiner Teil der vorhandenen Energie/Materie des Universums zur Informationsspeicherung genutzt wird und am Ende alle vorhandene Materie/Energie.
Es gibt zusätzlich zur Entropie eine Entwicklung dahingehend, dass zur Speicherung der gleichen Informationsmenge immer weniger Materie benötigt wird.
Der Prozess der Vermehrung von Information kann sich also grundsätzlich nach dem Wärmetod weiter fortsetzen.
Rudi Zimmerman, Webphilosoph, Berlin, November 2013 |