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Der Plan
von Rudi Zimmerman
Ein Plan ist zweifellos etwas Geistiges. Das Materielle ist zeitlich nachfolgend, nämlich die Realisierung des Plans. Ein Plan beinhaltet Anweisungen, was zukünftig zu geschehen hat.
Im Gegensatz zu einer Hypothese, die Vermutungen über etwas betrifft, das in der Vergangenheit stattgefunden hat oder das gegenwärtig weiterhin so abläuft, ist ein Plan zukunftsorientiert.
Der Plan hat ein Ziel.
Er besteht aus Methode (wie soll vorgegangen werden) und einem Ziel (was soll erreicht werden?). Außerdem benötigt er Material, das verändert werden soll – und natürlich Zeit und Energie. Materialveränderung unter Verbrauch von Zeit und Energie ist Arbeit. Zur Realisierung eines Plan ist Zeit und Materie erforderlich. Der Plan wird mittels Arbeit realisiert. Materie wird entsprechend eines Plans mittels Arbeit verändert.
Nach Ansicht der Christen hatte auch Gott einen Plan bei der Herstellung der Welt und des Menschen. Auch Zeit benötigte er, nämlich 6 Tage (am 7. ruhte er). Das Material schuf er am Anfang (die Erde, also Materie und Energie, das Licht) und daraus stellte er den ersten Menschen (Adam) her, der allerdings erst lebensfähig wurde durch das Einhauchen eines "Atems", womit wohl eine Seele, ein Geist oder ein ICH gemeint ist. Er schuf aus seiner Rippe noch eine Frau und gab den Auftrag, dass sie sich vermehren und die Welt untertan machen sollten. Das ist eine sehr schöne märchenähnliche Geschichte. Eine Metapher für das Vorgehen der Natur – wie Spinoza wohl meinte und deshalb von den jüdischen Religionsführern verfolgt wurde.
Der Plan der Natur
Heute wissen wir, dass in jeder Körperzelle des Menschen ein Plan gespeichert ist. Dieser Plan betrifft die Herstellung von Eiweißen aus Aminosäuren und die Zellteilung. Aber nicht nur das. Die vollendeten lebenden Systeme sollen sich vermehren, auch wenn sie aus vielen Zellen bestehen. Der Plan geht beim Menschen und anderen zweigeschlechtlichen lebenden Systemen weiter. Er geht nämlich über die Zellteilung hinaus und betrifft die fertigen Organismen. Diese müssen sich vereinen, um Nachkommen zu produzieren, und zu diesem Zwck muss ihr Verhalten in bestimmter Weise gesteuert werden.
Im Unterschied zu den lebenden Systemen, die sich ungeschlechtlich vermehren, sind dabei die Nachkommen nicht geklont, sondern sie weisen naturgesetzlich Unterschiede auf, da die Vermehrung durch einen haploiden Chromosomensatz der beiden Eltern erfolgt, der jeweils durch die vorhergehende zufällige Teilung des diploiden Chromosomensatzes unterschiedlich ist und bei der Vereinigung zum diploiden Chromosomensatz des Kindes wieder der Zufall im Plan eingebaut ist.
Die Natur plant also mit zufälligen Variationen des alten Plans.
Der alte Plan wird zufällig variiert.
Wie der Plan zur Herstellung von Eiweißen führt, ist hier uninteressant. Damit sollen sich die Genetiker beschäftigen. Hier interessieren die Grundsätze dieser natürlichen Planung
Den ersten Grundsatz, der mit der zweigeschlechtlichen Vermehrung der Individuen realisiert wurde, haben bereits entdeckt: es ist die Abwandlung des alten Plans anstelle seiner stupiden Wiederholung. Darwin und die Evolutionswissenschaft sieht hier nur die Übervermehrung. Das ist auch richtig: es werden stets viel mehr Nachkommen erzeugt, als zur Arterhaltung erforderlich wären, also zur Homöostase der Art (in Analogie zur Homöostase des Individuums).
Der erste Teil des Plans der Evolution ist also nicht die Übervermehrung – diese ist nur Mittel zum Zweck , sondern die Erzeugung von Varianten – entweder durch Übervermehrung, oder noch besser durch zweigeschlechtliche Vermehrung.
Was die Biologie und die Medizin vernachlässigen, wird hier nebenbei für das Individuum deutlich: nicht nur die Arten vollziehen eine Evolution, auch jedes Individuum vollzieht während seines Lebens eine ständige Entwicklung. Es bildet nämlich ständig neue Zellen, so dass überschüssige alte Zellen selektiert werden müssen, damit das Individuum so bleibt, wie es ist (Homöostase des Individuums). Damit hat jedoch das Individuum auch eine ständige Veränderungsmöglichkeit und kann sich dadurch an veränderte Umweltbedingungen anpassen, nämlich krank und gesund werden. Und natürlich auch Abnutzungserscheinungen zeigen, alt werden und sterben.
Aber zurück zum Plan, hier also zum genetisch gespeichertem Plan.
Und nebenbei noch eine wichtige Voraussetzung für einen Plan: der Plan, das Geistige, benötigt Materie, um gespeichert zu werden und Symbole, die etwas ausdrücken. Die Anweisungen des Senders (des Planers) müssen mittels Symbolen, die der Empfänger (der Ausführende) versteht, materiell gespeichert werden, damit der Plan, der ja die Zukunft betrifft, auch in der Zukunft gelesen und realisiert werden kann. Die Natur hat hierfür die Sprache des genetischen Codes, bestehend aus 4 Buchstaben erfunden, benutzt als solche die 4 Nucleinsäuren (Adenin, Guanin, Trypsin und Cytosin), die zu Wörtern aus 3 Buchstaben (=1 Aminosäure) zusammengesetzt werden. Diese Bchstaben- bzw. Wortketten (=genetischer Code) ergeben in ihrer Summe auch das "Buch", nämlich das Speichermedium "Chromosom".
Zunächst sieht der Plan lebender Systeme nur vor, dass die neu entstandene Zelle mit diploiden Chromosomensatz weiterlebt und sich vermehrt. Die dazu erforderlichen Substanzen liefert der Mutterorganismus, in dessen Uterus sich diese Zelle befindet. Die Zellen des neuen lebenden Systems vermehren sich zunächst innerhalb ihres Muttersystems. Dort vermehren sie sich nicht nur einfach, sondern sie organisieren und differenzieren sich. Dabei durchlaufen sie verschiedene Stadien, die die Stadien der Entwicklung der Arten wiederholen. Das hat der Darwinist Haeckel entdeckt. Einzelheiten interessieren hier ebenfalls nicht, sondern der Plan und dessen Ziel.
Wird der neue Organismus zu groß, muss er aus dem Mutterleib heraus, damit die Mutter weiterleben und weitere Kinder bekommen kann. Das wird Geburt genannt und ist auch Teil des Plans.
Nun muss das neue lebende System ("Säugling") selbst für seine Energiezufuhr sorgen. Es benötigt sie
- zur Aufrechterhaltung der Zelltätigkeit (Grundumsatz),
-Erfüllung des Wachstumsplans (Zellvermehrung) sowie
-zur Energiebeschaffung (Nahrungszufuhr und Verdauung).
Der Säugling fängt an zu atmen (Sauerstoffzufuhr zur Verbrennung von Wasserstoff) und zu schreien, was der Nahrungszufuhr (Aufnahme von Milch, in der Aminosäuren, Fette und Kohlehydrate, die den Wasserstoff enthalten) durch die Mutter dient. Diese Art und Methode der Realisierung sieht der genetisch gespeicherte Plan so vor.
An dieser Stelle lege ich eine Pause ein und frage: auf welche Weise wird der Plan verwirklicht, wie wird der Plan realisiert?
Die Antwort liefern und uns die Erkenntnisse der Medizin, der Biologie, der Tierverhaltensforschung, der Evolutionstheorie, der Biochemie, der Hirnforschung und der Psychologie, einschließlich der Tochterwissenschaften (z.B. Physiologie des Nervensystems, der Behaviorismus und weitere) dieser Wissenschaften. Schon die Beteiligung mehrerer Wissenschaften macht deutlich, dass die Antwort kompliziert ist. Bei der Antwort benutze ich zur Vereinfachung auch die Begriffe Muttersystem und Säuglingsystem, wenn ich von den beteiligten lebenden Systemen spreche. Der Plan betrifft nämlich nicht nur das Verhalten des Systems Säugling, sondern auch das Muttersystem. Die Aufgaben des Muttersystems muss im übrigen nicht unbedingt die leibliche Mutter ausführen, sondern es können andere Personen, u.a. auch der Vater, dafür eingespannt werden.
Bezüglich der beteiligten lebenden Systeme benötigt die Realisierung des Plans verschiedene Sensoren, die über das Hirn zu Wahrnehmungen und zu Gefühlen führen.
Der Plan der Natur bedient sich bezüglich des Muttersystems und auch des Säuglingsystems – zusätzlich der "Reflexe".
Die Arbeitsweise der Sensoren und des Hirns
Über Sensoren erhält das Hirn des Säuglings Informationen über die Außenwelt des Säuglingsystems und über die Innenwelt des Säuglings. Erstere heißen Sinnesorgane, letztere Rezeptoren.
Die Sinnesorgane verarbeiten taktile, chemische, akustische, optische u.a. Außenreize zu Nervenimpulsen, die zum Zentralnervensystem (Hirn) weitergeleitet werden, die Rezeptoren messen bestimmte Istwerte im Körperinneren, z.B. im Blut, und geben diese Daten ebenfalls über Nervenimpulse ans Hirn weiter. Dieses vergleicht die Istwerte mit den Sollwerten und produziert je nach Abweichung bestimmte Gefühle. Je stärker die Abweichung des Istwerts vom Sollwert, desto stärker das jeweilige Gefühl (z.B. Hungergefühl analog zum Nährstoffdefizit oder Appetit auf bestimmte Nahrungsmittel bei speziellen Defiziten an für das Wachstum erforderlichen Nahrungsmitteln). Bisweilen werden auch hierbei Reflexe eingesetzt. Wird mittels der zuständigen Rezeptoren beispielsweise ein Sauerstoffdefizit festgestellt, wird reflektorisch eine Kontraktion des Zwerchfells ausgelöst, das Säuglingssystem "holt Luft", "atmet ein", wie man diesen Vorgang umgangssprachlich nennt.
Die von den Sinnesorganen im Hirn eintreffenden Nervenreize werden mittels Hirn in Wahrnehmungen umgewandelt. Kommen sie aus dem Auge, werden sie zu Bildern bzw. Filmen umgewandelt, kommen sie aus dem Ohr, werden sie zu Geräuschen, Tönen, Sprache u.a. umgewandelt, kommen sie aus der Haut, werden sie zu Berührungswahrnehmungen umgewandelt, aus der Nase zu Gerüchen usw..
Wie das Hirn diese Umwandlung vollzieht, ist unklar. Jedenfalls scheint sicher, dass dieser Umwandlungsprozess angeboren ist und von jedem Menschen mit dem gleichen Ergebnis vollzogen wird. Zwei verschiedene Menschen, die das gleiche äußere Objekt mit Hilfe ihrer Augen registrieren, haben die gleiche optische Wahrnehmung von diesem Objekt. Sie sehen das gleiche, können es jedoch unterschiedlich bewerten.
Jedes System Mensch, gleichgültig welcher Sprache es sich bedient und welche Bewertungen es vornimmt, wandelt das gleiche äußere Objekt in die gleiche Wahrnehmung um. Ein Baum löst zu einem gegebenen Zeitpunkt, der durch Fotografie festgehalten werden kann, bei jedem Menschen die gleiche Wahrnehmung aus. Dies ist derartig naturgesetzlich festgelegt, dass sich kein Mensch darüber Gedanken macht. Die Gehirne aller Menschen funktionieren also gleich, genauso wie ihre Herzen, ihre Nieren und ihre Muskeln auf die gleiche Weise funktionieren. Die Organfunktionen sind, nebenbei bemerkt,nicht nur bei allen Menschen gleich, sondern auch bei Tieren, die dieselben Organe besitzen, funktionieren diese Organe genauso wie beim Menschen.
Bei diesem Umwandlungsprozess vom Nervenimpuls in Wahrnehmung (optisch, akustisch usw.) passiert etwas Unerklärliches, Wunderbares: Materielles wird in Geistiges verwandelt. Nervenimpulse aus dem Auge werden in optisch ablaufende Filme verwandelt. Nervenimpulse aus der Zunge werden in Geschmack umgewandelt, Nervenimpulse aus der Haut, unserem größten Sinnesorgan, werden in angenehm zarte oder schmerzhafte oder sich glatt oder rau anfühlende Oberflächen usw. umgewandelt. Es wird hier aus Nervenimpulsen etwas Neues, Geistiges, erzeugt, was einige Wissenschaftler als "Konstruktion" beschreiben ("Konstruktivisten"). Die Welt, die wir sehen, tasten, riechen und hören, ist also eine selbst konstruierte Welt und nicht die "objektive" Welt. Schon Kant meinte, dass das "Ding an sich" nicht wahrnehmbar sei.
Über unsere Sinnesorgane ordnen wir den Dingen außerhalb unseres Körpers also bestimmte Eigenschaften zu, wie Ausdehnung, Farben, Oberflächenbeschaffenheit, Gerüche usw.. Dadurch können wir sie unterscheiden und als verschiedene Objekte identifizieren. Diese Umwandlungsfähigkeit von Nervenimpulsen in Wahrnehmungen, die bei allen lebenden Systemen gleich sind, ist genetisches Erbe, das evolutionär als erfolgreich selektiert wurde. Tiere, die Fressfeinde als solche erkennen und rechtzeitig flüchten, überleben, wer diese Fähigkeit nicht beherrscht, wird gefressen. Wer sein Futter eindeutig identifiziert, erjagd und frisst, überlebt, wer zu langsam ist, verhungert.
Wir wissen zwar nicht, wie diese Umwandlung von Nervenimpulsen in Wahrnehmungen, von Materiellem in Geistiges, erfolgt, aber wir können diese Fähigkeit zur Umwandlung vorläufig einer "Instanz" zuordnen und dieser einen Namen geben. ich nenne sie das ICH (in Anlehnung an Freud und sein Ich als psychische Instanz).
Das ICH ist also weder etwas Materielles, noch etwas Geistiges, sondern es ist eine Instanz.
Eine Instanz erfüllt Aufgaben. Sie führt nicht Befehle aus, sondern erfüllt Aufgaben, löst sozusagen Probleme. Die Instanz ist das ICH und seine erste Aufgabe besteht darin, Materielles in Geistiges umzuwandeln. Entweder erfüllt sie diese Aufgabe, dann überlebt sie und das lebende System, an das sie gebunden ist, oder sie erfüllt die Aufgabe nicht und das System geht unter, stirbt.
Die adäquate Wahrnehmung betrifft nun nicht nur die benötigte Nahrung oder das Erkennen von Feinden, sondern auch die Wahrnehmung des Geschlechtspartners (bei zweigeschlechtlich lebenden Systemen). Diese Erkennung gehört ebenfalls zum genetisch gespeicherten Plan.
Wer seinen Geschlechtspartner erkennt und verführt oder (in der menschlichen Gesellschaft der Gegenwart) mit Hilfe religiös-ideologischer Herrschaftsmechanismen zu regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr zwingt, erzeugt (trotz geringem aber ausreichendem Nahrungsangebot) mehr Nachkommen als die Konkurrenz, so dass sich seine Gene schneller ausbreiten und die Konkurrenz verdrängen. Die höhere Vermehrungsrate (Geburtenrate abzüglich Sterberate vor Erreichen der Geschlechtsreife) ist ein Teil des Plans der Natur, der genetisch gespeichert ist.
An diesem Punkt erkennen wir das Ziel dieses Plans der Natur: die Ausbreitung des genetisch gespeicherten Plans ist das Ziel.
Dieses Ziel nenne ich Selbstentfaltung.
Auch das Säuglingssystem hat das Ziel, sich auszubreiten. Hier bedeutet das zunächst die Vergrößerung des materiellen Körpers. Dieser Plan der Vergrößerung ist auch im Individuum genetisch gespeichert. Materielle Vergrößerung bedeutet zunächst Zellvermehrung und damit Größenwachstum und damit Verbrauch von Energie und Zeit. Kurz gesagt: Arbeit.
Das Säuglingsystem muss sich also Energie zuführen. Dazu atmet es und schreit, wenn es Hunger verspürt. Wenn Sättigungsgefühl eintritt, gurrt es. Es erfüllt also den Plan zur Vergrößerung seines Körper mit Hilfe von zwei angeborenen Fähigkeiten: erstens der Beherrschung der Lungenfunktion, was praktisch ein Teil der inneren Funktionen ist, wie Verdauung, Herztätigkeit usw., also der vegetativen Funktionen. Hinsichtlich seiner Motorik ist zweitens lediglich die Beherrschung des Mundes erforderlich.
Der Mund dient zum Schreien, zum Gurren, zum Saugen und Schlucken.
Die Extremitäten (Arme usw.) sind nebensächlich, ewähnenswert ist lediglich der Greifreflex. Saugen und Schlucken sind Reflexe, wie auch das Festhalten des Objekts. Diese Reflexe stellen jedoch einen sehr wesentlichen Kontakt her zu dem Objekt, das die Nahrung zuführt. Auch hier benutze ich einen Begriff der Psychoanalyse, nämlich den des "Objekts". Das Objekt ist nämlich zunächst kein Mensch, sondern nur eine Organ eines Menschen oder auch ein lebloses Objekt, die Flasche mit dem Nuckel, oder genauer gesagt: die Milch.
Das Objekt Brust mit Warze oder Flasche mit Nuckel wird zunächst mit der Nase gerochen und mit der Mundschleimhaut taktil wahrgenommen – was den Saugreflex auslöst und erst später mit den Augen optisch wahrgenommen. Erst danach wird die Mutter irgendwann als Mensch wahrgenommen.
Dieser reflexhafte Vorgang der Nahrungssuche und -aufnahme ist jedoch gekoppelt mit dem reflexhaften Verhalten des Muttersystems, das im Tierischen als Mutterinstinkt und Brutpflegeverhalten bezeichnet wird.
Das Instinktverhalten des Muttersystems und das Reflexverhalten des Säuglingssystems bilden eine funktionelle Verhaltenseinheit.
Die Natur macht also auch überindividuelle Pläne. Sie plant das mütterliche Instinktverhalten und das Reflexverhalten des Säuglings.
Bei der Umwandlung von Materiellem in Geistiges wissen wir nicht, wie diese vonstatten geht, aber wir wissen bereits, wie das Reflexverhalten (des Säuglings) und wie das Instinktverhalten gesteuert wird. Für Beides ist die Wahrnehmung, also die mysteriöse Umwandlung elektrischer Impulse in Wahrnehmung äußerer Objekte Voraussetzung.
Die Instanz des ICH ist also bereits im Säugling nachweisbar, wenn sie so verstanden wird, wie ich sie definiert habe (also etwas anders als die Psychoanalyse als einen Funktionsträger).
Der Reflex
Zunächst zum Reflex. Der Saugreflex des Säuglingsystems wird ausgelöst durch den Kontakt der Brustwarze mit der Mundsschleimhaut. Hautsensoren der Mundschleimhaut wandeln die Berührung in elektrische Impulse um und mit Hilfe des Hirns wandelt das ICH des Säuglings diese elektrischen (materiellen) Impulse in eine Berührungswahrnehmung um. Für diese Wahrnehmung ist nach Erkenntnissen der Hirnforschung die Großhirnrinde erforderlich. Für das Ingangsetzen des Reflexes ist diese jedoch nicht erforderlich. Reflexe können bereits im Rückenmark ausgelöst werden, beispielsweise der Reflex, den Finger zurückzuziehen, wenn dieser in eine Kerzenflamme (Hitze) gerät. Derartige Schutzreflexe funktionieren ebenfalls schon beim Säugling. Die Meldung im Großhirn kommt erst später an, wenn der Finger bereits in Sicherheit ist, aber die Schmerzwahrnehmung ist auch in der Lage, den Zeitpunkt des Schmerzes auf den Zeitpunkt des Kontakts des Fingers mit dem Feuer vzurückzuverlagern. Das nur nebenbei. Die Saugreaktion des Säuglingsystems wird bereits in niederen Hirnzentren ausgelöst, bevor dem Säugling dieser Kontakt "bewusst" wird, er also diese Wahrnehmung konstruiert hat.
Die Medizin unterscheidet im übrigen Eigenreflexe und Fremdreflexe. Ein Reflex besteht in der Reizung eines Organs und einer Reizantwort. Wird beispielsweise das Organ "Streckmuskel des Beins" durch den Schlag eines Neurologen mittels "Reflexhammers" auf die Sehne dieses Organs (die Patellarsehne) gereizt, reagiert dieses Organ mit einer Kontraktion dieses Muskels. Dies ist ein "Eigenreflex". Reizt der Neurologe die Handinnenfläche durch Bestreichen, bewegt sich der Mund des Säuglings (oder des Hirnkranken). Dies ist ein Fremdreflex, weil das Erfolgsorgan ein anderes ist als das Organ, das gereizt wurde. Beim Säugling funktionieren also bereits bestimmte Nahrungs- und Schutzreflexe. Streicht der Neurologe dem Säugling sanft über die Wange, dreht dieser seinen Kopf in diese Richtung. Dies ist ein Fremdreflex, weil der Kopf gedreht wird, obwohl lediglich die Wangenhaut gereizt wurde, gleichzeitig kann dieser Reflex auch den Nahrungssuchreflexen zugeordnet werden, weil diese zarte Berührung auch bedeuten könnte, dass die Brust aus dieser Richtung gegeben wird. Es kann also auch angenommen werden, dass der Säugling die Bedeutung seiner Wahrnehmungen kennt. Dieses "Kennen" muss jedoch nicht gleichbedeutend mit "Wahrnehmung" sein. Der Mediziner koppelt den Begriff der Wahrnehmung immer unausgesprochen mit dem Adjektiv "bewusst". Für den Mediziner gibt es kein "Bewusstsein" als Substantiv in Zusammenhang mit dem Begriff "Wahrnehmung". Eine Wahrnehmung ist immer bewusst. "Bewusstsein" existiert für die Medizin nur als Gegensatz zum Zustand der "Bewusstlosigkeit", die bei einem Schädel-Hirn-Trauma (Schlag auf den Schädel), bei einer Vergiftung (z.B. durch ein Narkosemittel wie beispielsweise Alkohol) oder durch andere Manipulationen auftreten kann oder soll.
Der Säugling zeigt also zunächst reflexhaftes Verhalten.
Der Instinkt
Die Mutter zeigt gleichzeitig instinktives Verhalten, das wir auch auch dem Tierreich (Tierverhaltensforschung, die von Konrad Lorenz, einem Arzt, entwickelt wurde) kennen.
Instinktverhalten wird durch Reizung eines Sinnesorgans ausgelöst.
Hierbei geht es der Natur, die solche Verhaltensweisen mittels Evolution genetisch programmiert hat, um die Partnersuche (und danach um die Aufzucht des Nachswuchses). Der erste Teil des Plans, der hierbei zu erfüllen ist, heißt "Kopulation". Bei einzeln lebenden Tieren ist dies besonders wichtig: das lebende System hat beispielsweise die Geruchswahrnehmung eines Sexualpartners und folgt nun dieser Fährte. Es handelt sich aber oft auch um Nahrungssuchverhalten, das instinktiv ist. Der Elefant riecht Wasser oder die Biene eine Blume und diese Geruchswahrnehmung löst das Nahrungssuchverhalten aus. Man könnte sagen: die Geruchswahrnehmung lenkt die Bewegung des lebenden Systems in die Richtung des Sexualpartners bzw. des Futters. Beim Instinktverhalten löst eine Wahrnehmung also eventuell sehr komplizierte Bewegungsabläufe aus. Diese können rituellen Charakter haben, wie das Balzverhalten. Es kann sich um ganze Bewegungsmuster handeln, die als "Verhalten" erscheinen. Deshalb spricht die Tierverhaltensforschung eben auch von Instinktverhalten.
Die Mutter, im Prinzip jede Frau, reagiert auf den Anblick großer Augen mit relativ kleinem Körper instinktiv mit Brutpflegeverhalten. Es ist also hier ein optischer Reiz, der bestimmte Verhaltensweisen auslöst. Die Frau fängt beim Anblick eines Jungtiers oder eines Säuglings an zu Gurren, stößt lallende, plappernde Geräusche aus und drückt das Tier oder den Säugling an ihre Brust. Sie nimmt instinktiv Kontakt mir diesem hilflosen lebenden System auf, auch durch seltsame Bewegungen mit den Fingern und Armen, die die unbeholfenen Bewegungen eines Säuglings imitieren (Brutpflegeverhalten).
Derartiges instinkthaftes, ja nahezu reflexartiges, Verhalten möchte ich in Anlehnung an die Psychoanalyse auch als regressives Verhalten bezeichnen. Der Mensch verhält sich hierbei entsprechend genetisch programmierten Verhaltensabläufen, die ohne Beteiligung des Großhirns vor sich gehen können. Es sind "autonome" Verhaltensabläufe, die unbewusst gesteuert werden. Sie sind allerdings unterbrechbar, falls andere Reize auftreten, die das Großhirn ansprechen.
Die Biochemie hat auch Erklärungen dafür gefunden, wie diese Verhaltensweisen gesteuert werden. Der optische Reiz führt danach zur Ausschüttung von bestimmten Hormonen, also von Substanzen, die auch als Transmitter an Nervenverbindungen ("Synapsen") verwendet werden, und die im Nervensystem hergestellt und gespeichet werden. Diese Hirnstrukturen werden als "Limbisches System" zusammengefasst. Der Anblick eines Objekts (optischer Reiz) führt in diesen Hirnstrukturen zur Ausschüttung bestimmter Hormone, die einerseits im Großhirn Gefühle auslösen, andererseits aber spezielle Verhaltensabläufe initiieren. Die Wahrnehmung eines Geruchs führt zu sexueller Erregung und Bewegung in die Richtung des Konzentrationsanstiegs. Das lebende System erlebt Vorfreude. Das resultierende Verhalten ist bereits bei der Nahrungssuche von Amöben zu beobachten. Wird das Objekt optisch sichtbar, löst dann dieser Anblick bestimmte angeborene Balzrituale aus, die sexuelle Erregungsgefühle steigern und schließlich in der Kopulation und im Orgasmus ihren Höhepunkt finden.
Über Wahrnehmung von Reizen, die die Konzentration von hormonellen Substanzen modulieren, werden also Gefühlsqualitäten und Verhaltensweisen ausgelöst, die der Verbreitung der genetisch gespeicherten Daten dienen. Ein genetisch gespeicherter Plan wird realisiert, indem das Verhalten zweier lebender Systeme mittels Reflexen und Instinkten aufeinander abgestimmt wird. Besonders gut ist dies bei der Balz von Vögeln (z.B. Pfau) und auch bei Fütterungsinstinkten zu beaobachten. Bei Vögeln wird der Fütterungsinstinkt durch den Anblick des aufgerissenen Schnabels ausgelöst, beim Menschen durch den Anblick der relativ großen Augen und der Hilflosigkeit. Die genetische Programmierung koordiniert hier das Verhalten zweier lebender Systeme, nicht nur die Bewegungen des einen Systems, in dessen Zellen der Plan gespeichert ist. Zur Abstimmung des Verhaltens dieser beiden Lebewesen bei der Vermehrung sind äußere Sensoren (=Sinnesorgane) erforderlich.
Bei der Ernährung des menschlichen Säuglingsystems ist es ebenso.
Aber hier kommt etwas völlig Neues hinzu: die genetische Programmierung beginnt bereits bei der Ernährung des Säuglings zusätzlich damit, Einfluss auf das menschliche Sozialverhalten zu nehmen. Die Natur plant nicht nur das Zellverhalten und das Verhalten der Individuen und das Partnerverhalten, sondern auch das Verhalten von lebenden Systemen höherer Ordnung, nämlich hier die Organisation menschlicher Gesellschaften und bestimmter sozial lebender Tiere. Die Einordnung des Individuums in die Gesellschaft beginnt bereits mit der Fütterung des Säuglings und wird auch hier über die Modulation von Hormonkonzentrationen gesteuert.
Die Funktion der Glückshormone
Der Akt des Säugens (aus Sicht der Mutter) und Saugens (aus Sicht des Säuglings) führt nicht nur zur Sättigung und damit zu einem biologischen Befriedigungserleben durch die Zufuhr von Energie bzw. den Ausgleich des Energiedefizits, sondern auch zu einem Lusterleben. Nicht nur das Saugen an der Brustwarze, also einer sogenannten "erogenen Zone" (ein Begriff der Sexualwissenschaft) der Mutter führt bei dieser zu einem hormonell vermitteltem sexuellen Lusterleben, sondern auch der Säugling erlebt ein wohliges Gefühl, das ich den narzisstischen Befriedigungsgefühlen zuordne. Die Bedeutung derartiger narzisstischer Befriedigungsgefühle, die durch Lob, Anerkennung, Bestätigung usw. durch die Mitmenschen ausgelöst werden, ist von psychoanalytischen Schulen erkannt worden (Kohut, Kernberg u.a), die aber bisher nicht ihre biologische Wurzel beschrieben haben. Auch hier ist es die Modulierung hormoneller Konzentrationen innerhalb des lebenden Systems – hier der Glückshormone , die zu dieser narzisstischen Befriedigung führen. Der Außenreiz ist hier nicht eine Wahrnehmung eines Objekts oder einer Situation, sondern der Außenreiz wird von einem Mitmenschen aktiv gegeben. Der Mitmensch (hier die Mutter) drückt den Säugling an ihre Brust, was bei diesem zur Ausschüttung von Glückshormonen führt und damit zu einem Glücksgefühl. Dieses Glücksgefühl klingt natürlich schnell wieder ab, aber die Erinnerung an dieses schöne Erlebnis drängt nach Wiederholung. Der Mensch ist nun ständig auf der Suche nach Glück, wie bereits Aristoteles wusste (seine "Eudämonie"). Ab diesem Moment des ersten Glücksgefühls ist der Säugling nicht nur auf der Suche nach Milch, Nahrung oder materiellen Energieträgern, sondern auch auf der Suche nach narzisstischem Glückserleben und sucht den Kontakt mit der Mutterbrust. Dieses erste umfassende Befriedigungserlebnis wird zum Modell für die Glückssuche des menschlichen Individuums. Und damit hat die Gesellschaft eine Möglichkeit, sein Verhalten zu steuern: die Mitmenschen, die Gesellschaft, kann festlegen, welche Verhaltensweisen des Individuums ihr nützen. Diese belohnt sie, was über Ausschüttung von Glückshormonen zum Wiederholungswunsch – und damit zur Unterordnung unter die Vorgaben der Gesellschaft führt. An die Stelle des Körperkontakts tritt das Lob, die Anerkennung und an die Stelle der verbalen Anerkennung tritt in der menschlichen Gesellschaft das Geld.
Der grundlegende Steuerungsmechanismus, nämlich die Suche nach Glücksgefühl und dadurch erreichte Anpassung an die Vorgaben der Gesellschaft, wie regelmäßige Arbeitstätigkeit zum Zweck des Geldverdienens, sind bereits durch die Funktionsweise der Glückshormonausschüttung biologisch geplant. Die Entwicklung lebender Systeme hin zur Bildung von Gesellschaften (=lebenden Systemen höherer Ordnung, die das Individuum mit narzisstischer Befriedigung versorgen) ist also bereits im genetisch gespeicherten Plan der Natur vorgesehen. Das menschliche Sozialverhalten ist Ergebnis der Evolution. Bereits die Auslösung des Fütterungsinstinkts durch den Anblick der Hilflosigkeit eines kleinen Artgenossen ist der Beginn sozialer Verhaltensweisen. Die Nahrungssuche ist im übrigen auch Aufgabe des Vatertiers – auch bei Vögeln. Und das menschliche Arbeitsverhalten kann zwanglos als Fortsetzung dieses Brutpflegeinstinkts beim Menschen interpretiert werden.
Menschliches Planen
Die Bedeutung der Sprache
Das Instinktverhalten lebender Systeme zeigt auch deutlich:
Die Selektion findet nicht nur am Individuen statt, das eventuell negativ ausselektiert wird, wenn es unzureichend an die äußeren Bedingungen angepasst ist, sondern die Selektion setzt auch am Kollektiv an.
Das Kollektiv (z.B. die menschliche Urhorde), dessen Sozialverhalten besser aufeinander abgestimmt ist, erzielt bessere Jagdergebnisse als die Nachbarkollektive und setzt sich als Kollektiv bei auftretendem Nahrungsmangel gegen konkurrierende Kollektive durch, die nun verhungern.
Die Koordination von Bewegungen des Individuums ist eine Aufgabe des Hirns. Bei der Koordination des Verhaltens eines Kollektivs übernimmt die Sprache diese Aufgabe. Durch kollektive Einigung über die Bedeutung von Sprachsignalen können Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft verteilt werden, so dass die Gemeinschaft als Ganzes von den Fähigkeiten ihrer Individuen profitiert. Ein Individuum kann sich nun auf eine bestimmte Tätigkeit spezialisieren, die ihmübertragen wurde und die Fähigkeit durch Übung perfektionieren. Durch kollektive Jagd, die über Sprachsignale koordiniert wird, wird der Jadgerfolg erhöht. In der Gemeinschaft können Beutetiere getötet werden, die dem Einzelnen weit überlegen wären. Auch das ist bereits aus dem Tierreich bekannt. Der Mensch verwendet für die Koordinierung des gemeinschaftlichen Verhaltens bei der Jagd und anderen Tätigkeiten die von ihm entwickelte Sprache. Sprache ist also ein Mittel, den Plan der Natur optimaler zu realisieren. Insofern ist auch Sprache genetisch vorprogrammiert. Auch hier setzt die Selektion nicht am Individuum an, sondern am Kollektiv. Es überlebt das Kollektiv, das eine bessere Sprache entwickelt hat. Die Kollektive, deren Sprache nur unzureichend die Aufgabe erfüllt, das Verhalten der Individuen aufeinander abzustimmen, sind unterlegen und werden negativ selektiert, sie gehen unter.
Der Werkzeuggebrauch
Verhaltenskoordinierung mittels akustischer Signale (=Sprache) betrifft auch den Werkzeuggebrauch und die Entwicklung von Überlebenstechniken, die den Überlebens- und Fortpflanzungserfolg der Gemeinschaft verbessern. Es kann mittels Sprache kollektiv an der Herstellung größerer und besserer Werzeuge gearbeitet werden. Diese können auch der Tötung der konkurrierenden Horde, des konkurrierenden Stammes oder des konkurrirenden Staats dienen. Die Durchführung menschlicher Kriege, die zur Selektion des besser ausgerüsteten Kollektivs führen, sind ebenfalls bereits im genetisch gespeicherten Plan der Natur vorgesehen.
Oder sollte etwa ein Gott, der den Menschen nach seinem Vorbild und Plan gestaltet hat, Kriege vorgesehen haben? Auch diese schrecklichen Verhaltensweisen menschlicher Kollektive sind Ergebnis der Planung der Natur. Sie sind "natürlich", wie man sagen könnte.
Die Kritik an den Evolutionstheorien
Darwin und seine Nachfolger behaupten beharrlich, dass die Evolution kein Ziel habe. Ich hoffe hier nachvollziehbar abgeleitet zu haben, dass diese Anschauung falsch ist. Die Natur arbeitet unter Zeitaufwand und mit Einsatz großer Energiemengen daran, nichtlebende Systeme der Ordnungshöhe "Individuum", wie Sauerstoffatome, zu Molekülen zusammenzuschließen, diese mit anderen Elementen zu verbinden und nichtlebende Systeme höherer Ordnung, wie das Wasser, zu bilden. Sie arbeitet mit großem Energie- und Zeitaufwand daran, diese nichtlebenden Systeme zu lebenden Systemen zu entwickeln und diese von Einzellern zu Mehrzellern weiterzuentwickeln und bei diesen die Fortpflanzung von einer ungeschlechtlichen zur geschlechtlichen Vermehrung mit höherer Variationsbreite zu evolvieren. Aufgrund des in diesen genetisch gespeicherten Plans pflanzen sich diese fort, verbreiten sich und konkurrieren gegeneinander. Dabei haben diese lebenden Systeme inzwischen Gehirne entwickelt, ein Instanz, die aus Impulsen, die von außen eintreffen, Wahrnehmungen erzeugt (das ICH), und Sprache, die das Verhalten von Gruppen besser koordiniert. Diese Entwicklungen sind Folge des genetisch gespeicherten Plans, dass sich diese Systeme vergrößern und vermehren und aufgrund der äußeren Begrenzung der Erde und deren Energievorräte gegeneinander konkurrieren und damit Selektion betreiben. Die Evolutionstheorie hat die Entwicklungsprinzipien selbst auch mit Begriffen wie "Überproduktion von Nachkommen" und "Selektion" beschrieben, aber sie weigert sich beständig, darin einen Plan zu sehen. Das begründet sie mit der Behauptung, der Planer müsse genau das Ergebnis seiner Planung vorhersehen. Das ist in Wirklichkeit falsch. Die Natur hat lediglich Entwicklungsgrundsätze vorgesehen (Vermehrung, Vergrößerung der Kollektive, also Wachstum einerseits und andererseits Selektion). Auch das ist eine Planung. Zu welchen Begleiterscheinungen diese Planung führt, muss der Planer nicht unbedingt vorhersehen, damit man von einem "Plan" sprechen kann. Der Plan der Natur sieht vor, dass sich lebende Systeme erhalten und entfalten (=vergrößern, wachsen). Beide Bestandteile dieses Plans sind gegenwärtig realisiert, wenn man einmal davon absieht, dass die einzelnen Individuen und die verschiedenen Arten im Pflanzen- und Tierreich nur vorübergehend (für eine begrenzte Zeitdauer) leben und viele gestorben (Individuen) bzw. ausgestorben (Arten und Staaten) sind. Weiter werden sterben und vergehen. Was bisher überlebt hat und seit der Entstehung von Leben auf der Erde nie gestorben ist, sind die genetisch gespeicherten Pläne. Diese sind lediglich im Verlauf der Evolution immer mehr experimentell verfeinert worden, einige Varianten sind verworfen worden, insgesamt sind sie jedoch komplizierter geworden.
Die hirnexterne und zellexterne Datenspeicherung
bisher habe ich nur von der genetischen Datenspeicherung gesprochen, die intrazellulär stattfindet. Daraus haben sich im Verlauf der Evolution auch Tiere entwickelt, die Daten extrazellulär, nämlich in einem Gehirn, speichern können. Der Mensch ist nun ein Tier des Übergangs zu einer weiteren Methode der Datenspeicherung. Er speichert Daten auch hirnextern, damit körperextern, und macht die Aufbewahrung dieser Daten damit unabhängig von seiner Lebensdauer. Der Mensch hat eine neue Methode zur Speicherung von Plänen entwickelt. Er übersetzt akustisch übermittelbare Zeichen ("Sprache") in optisch erkennbare Zeichen ("Schrift") und kann nun diese Schriftzeichen körperextern auf Papier oder auf magnetischen Datenträgern speichern. Pläne können nun unabhängig von der Lebensdauer des sogenannten lebenden (besser "sterblichen") Systems aufbewahrt werden.
Durch diese körperexterne Speicherung von Plänen ist der Mensch eine Besonderheit und das hat mich bewogen, dem Pflanzenreich und dem Tierreich ein Menschenreich gegenüberzustellen, das eine Neuentwicklung in Gang gebracht hat. Jeder, der diese Pläne lesen kann, kann diese wissenschatflichen aus der Vergangenheit kommenden Theorien und Hypothesen verstehen und die in die Zukunft gerichteten, daraus resultierenden technischen Pläne realisieren. Diese Möglichkeit besteht selbst dann, wenn die Menschheit sich aufgrund ihres Wachstumswahns ausrottet und die Natur andere lebende Systeme entwickelt, die irgendwann wieder zu denkenden Systemen evolvieren.
Rudi Zimmerman, September 2009 |