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Zusätzliche Organe und körperexterne Effektoren
1. Körperinterne und körperexterne Organe der Tiere
Jeder Mensch auf dem System Erde hat die gleichen körperinneren Organe und jedes dieser Organe erfüllt Aufgaben, hat Funktionen, verschafft dem Menschen Fähigkeiten. Diese inneren Organe hat der Mensch sogar mit allen Säugetieren gemeinsam. Über manche Organe verfügen Säugetiere allerdings nicht, wie beispielsweise Flügel der Vögel oder vieler Insekten.
Zusätzlich zu diesen körperinneren Organen haben viele Tiere auch körperexterne Organe, die den Tieren eine zusätzliche Fähigkeit verleihen oder ihre körperlichen Fertigkeiten ergänzen oder verbessern. Die Spinne baut ein Netz, in dem sich ihre Beutetiere verfangen, dann kann sie diese fressen, ohne ihnen anstrengend hinterherzurennen. Das gleiche macht der Trapper (der Fallensteller), indem er eine Falle aufstellt und ab und zu nachsieht, ob sich ein Beutetier drin verfangen hat.
Derartige nach außen verlagerte Organe der Tiere (einschließlich des Menschen, den die Biologen ja auch zum Tierreich zählen) nennt Hans Hass "zusätzliche" Organe1). Die Vorteile dieser Organe bestehen darin, dass sie vom Körper getrennt sind, also nur dann Energie verbrauchen, wenn sie benutzt werden. Der Hirsch muss sein schweres Geweih ständig mit sich herumschleppen, obwohl er es nur in der Brunftzeit benötigt. Der ständige Transport dieses Organs verbraucht Energie, die während der meisten Zeit überflüssig verausgabt wird, aber ständige Energiezufuhr durch Fressen benötigt. Derartige Organe, die der Balz dienen, wie beim Menschen PS-starke Autos mit lauten Motor, teurer Schmuck oder teure Klamotten von bestimmten Firmen, dienen der Verbreitung der Gene und sind daher nützlich. Die Balz mit Hilfe dieser fest mit dem Körper verbundenen Organe der Tiere oder der zusätzlichen Organe des Menschen nützen also der Evolution, der Zeugung möglichst vieler Nachkmommen. Das ist der zweite Gesichtspunkt der Nutzung von körperinneren und körperexternen Organen, wie ich sie nenne. Entweder werden sie für das Überleben des Individums benötigt und für das Überleben der Art.
2. Die Ordnungshöhe lebender Systeme
Das Individuum nenne ich ein lebendes System der Ordnunghöhe Individuum, oder kurz "Individuum", die Art ist hingegen ein lebendes System höherer Ordnung. Auch derartige lebende Systeme, für die die Individuen lediglich Werkzeuge oder Mittel deren Überlebens darstellen, "Holons", wie Arthur Koestler3) sie nennt, also auch derartige lebende Systeme höherer Ordnung wie eine Tierart, unterliegt dem Drang nach Überleben. Die Balz der Tiere und des Menschen sowie die Aufzucht der Jungen, ein sehr energieaufwändiges Unterfangen, nützen den Individuen überhaupt nicht, sondern sie nützen der Seöbsterhaltung der Art, oder Beim Menschen des Staats. Die Tierart "Mensch" hat sich nämlich durch die verschiedenen Sprachen und Religionen in Unterarten zerteilt, die sich leider so verhalten, wie ein lebendes System, sie haben nämlich über die Seöbsterhaltung hinaus stets auch das Betreben, sichzu vergrößern. Dies nent die Philosophie lebender Systeme (=PhilS), die "Selbstentfaltung". Folge dieses Verhaltens der Arten und der menschlichen Staaten sind Konkurrenzverhalten und beim Menschen Kriege. Aber das nur nebenbei.
Die körperexternen Organe kann man also genauso wie die körperinneren Organe in einteilen in solche, die der "Selbsterhaltung" des Individums nützen und solche, die der Selbsterhaltung und Selbstentfaltung der Art dienen.
3. Die Selektion köperexterne Organe durch den Käufer
Auf die Vor- und Nachteile dieser zusätzlichen Organe hat Hass ausgiebig hingewiesen, sodass ich diese hier nicht zu wiederholen brauche. Ergänzend möchte ich allerdings an die Kulturtheorie Wilhelm Ostwalds2) erinnern, die dieser bereits 1909 entworfen hat. Ostwald hat nämlich gezeigt, dass die Entwicklung der Technik immer den Weg der Energieersparnis geht. Der Wurfspeer erspart das Hinterherrennen hinter dem Beutetier und damit Energie, das Gewehr erspart noch mehr Energie. Auch in der Herstellung der Waren setzt sich das Produkt durch, dessen Herstellung weniger energie- und damit weniger kostenaufwändiger ist und billiger verkauft werden kann.
Das, was im Rahmen der Evolution also die Selektion bewirkt, bewirkt in der Marktwirtschaft die Entscheidung der Käufer, ergänzt die PhilS. Die Käufermasse entscheidet darüber, welche Produkte, also welche körperexternen Organe, sich weiterentwickeln können und welche aussterben. In der Marktwirtschaft setzen sich also die Prinzipien der Evolution fort, Überproduktion von Individuen oder zusätzlichen Organen und Selektion.
"Körperexterne Organe" ist also der von der PhilS bevorzugte Begriff, und eine wichtigte Unterkategorie sind die körperexternen Effektoren. Den Begriff des "Effektor" entlehnt die PhilS aus der Kybernetik, aus derem Regelkreisdenken. Ein Regelkreis besteht aus Rezeptoren, der die verschiedensten Parameter messen und damit Istwerte feststellen. Die Aktivität des Effektors bewirkt, dass die Sollwerte wieder hergstellt werden. Die Aktivitäten der Effektoren benötigen bedeutend mehr Energie als die Rezeptoren, so dass unter energetischem Gesichtspunkt natürlich Energiespareffekte wirkungsvoller sind, die an Bewegungsorganen ansetzen. Das sind die bereits erwähnten Jagdwaffen des Menschen, die natürlich auch für kriegerische Zwecke benutzt werden können, aber insbesondere auch die Fortbewegungsorgane. Die Fortbewegungsorgabe des Menschen gestatten nur eine eher langsame Aufenthaltsänderung, die Überwindung weiter Entfernungen verbrauchen daher sehr viel Energie und Zeit, so dass die Erfindung körperexterner Bewegungsmittel, wie das Rad mit der Straße, der Wagen, das Fahrrad, das Auto, die Eisenbahn mit den Schienen, die Schiffe zur Fortbewegung auf dem Wasser oder die künstlichen Flügel der Flugzeuge erhebliche Energiemengen einsparen. Da lohnt sich also das Denken, ebenfalls ein energieaufwändiger Vorgang. Der Gedanke von Ostwald, dass stets eine Kosten-Nutzen-Rechnung durchgeführt wird und bei jeder Weiterentwicklung das Ergebnis dieser Rechnung darüber entscheidet, was sich durchsetzt, gilt also nicht nur in der Natur, sondern auch in der Zivilisation, in der "technischen Evolution".
Für diese körperexternen Organe, die als Effektoren menschlicher Bedürfnisse genutzt werden, verwendet die PhilS den Begriff "körperexterne Effektoren".
Rudi Zimmerman
1) Hass, Hans (1994): Die Hyperzeller. Das neue Menschenbild der Evolution. Carlsen. Hamburg. ISBN 3551850178
2) Ostwald, Wilhelm (1909): Energetische Grundlagen der Kulturwissenschaften (Philosophisch-soziologische Bücherei, Band XVI), Leipzig. Verlag von Dr. Werner Klinkhardt
3) Koestler, A. und J.R.Smythies (1970): Das neue Menschenbild. Die Revolutionierung der Wissenschaften vom Leben. Molden. Wien-München-Zürch. Titelnummer 35170
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