Der Mensch als Höhepunkt der Evolution
von Rudi Zimmerman
Zusammenfassung
Zunächst wird das Versorgungsproblem der Lebenden Systeme der Ordnungshöhe Individuum anhand fleischfressender Tierarten geschildert. Die Massezunahme (Dinosaurier) stößt an eine Zeitgrenze. Die Lösung dieses Problems besteht in der Entwicklung körperexterner Organe. Diese erweitern den Menschen zum System Mensch. Als Nebenprodukt der Durchsetzunh der Selbstentfaltungskraft sind Geist und körperexterne Datenspeicherung entstanden. Die Speicherung von Ideen auf Datenrägern, die das Leben des Menschen überdauern, stellt einen beuen Ebweg dar, der die Sonderstellung des Menschen in der Evolution beweist.
1. Das Vergrößerungsproblem
Um zu verstehen, warum der Mensch und in welchem Sinn der Mensch das Ziel der Evolution – natürlich das vorläufige, denn die Evolution geht weiter – ist, muss man wissen, dass lebende Systeme eine ständige Vergrößerungstendenz haben. Die Philosophie lebender Systeme (PhilS) hat erkannt, dass das Verhalten des Lebenden Systems durch zwei innere Kräfte gesteuert wird, nämlich durch die Selbsterhaltung und die
Selbstentfaltung.
Die Selbsterhaltungskraft ist allgemein akzeptiert, auch wenn sie unterschiedlich bezeichnet wird, sie ist unzweifelhaft vorhanden, die zweite Kraft, die ich Selbstentfaltung nenne, wird vom Rest der Wissenschaft derzeit noch angezweifelt (siehe Anhang). Sie ist eine Kraft, die eine ständige Vergrößerung des Systems bewirkt.
Die im Bereich Lebender Systeme ständig wirksame Wachstumskraft (=Selbstentfaltung) stößt an bestimmten Punkten naturgesetzlich auf Grenzen. Dies lässt sich an der auffälligsten "Fehlentwicklung" der Evolution, den Dinosauriern, erkennen.
Bei ihnen hat die Wachstumskraft Lebender Systeme (die "Selbstentfaltung") den Weg beschritten, den lebenden Körper dieser Systeme durch Zellvermehrung zu beschreiten.
Die damit verbundene Größenzunahme des Lebenden Systems (Dinosaurier) führt zu Versorgnungsproblemen. Bereits beim Übergang Lebender Systeme des Typs "Tier" von Insektengröße zu größeren Exemplaren musste ein neues körperinternes Energieversorgungssystem entwickelt werden. Der offene Blutkreislauf wurde durch den geschlossenen Blutkreislauf abgelöst. (Aus bestimmten Gründen, die an anderer Stelle erläutert werden, sind selbstverständlich für die weitere Evolution die Insektenarten weiterhin erforderlich). Der geschlossene Blutkreisauf kann die Energieträger, die das System aufnimmt (Sauerstoff, Zucker) weiter in das Körperinnere transportieren und ermöglicht daher eine weitere Größenzunahme des Lebenden Systems als solchem – und damit die Zunahme der Masse dieser Systeme. Je größer das Lebende System jedoch wird, also aus je mehr Masse (im Sinn der Physik) es besteht, desto mehr Energie muss das System seinen kleinsten Einheiten, den Zellen, zuführen. Es werden also nicht nur die Wege länger, wie jetzt hier beim Übergang von Insektengröße zu größeren Systemen, sondern der Energiebedarf steigt durch die Zellvermehrung (=Massevergrößerung).
Dies trifft hinsichtlich der Grundversorgung zur Aufrechterhaltung des Lebens (den "Grundumsatz") zu und auch für den Leistungsumsatz. Je mehr Masse in Bewegung versetzt werden muss, desto mehr Energie wird benötigt. Das spielt insbesondere bei Fleischfressern eine Rolle, weil diese sich schneller bewegen müssen und der Energiebedarf mit der Bewegungsgeschwindigkeit weiter steigt.
Je mehr die Tiermasse ansteigt, desto mehr Energie muss sich das System zuführen und desto mehr Zeit benötigt das System zur Energieaufnahme, zum Fressen und Trinken.
Die Größenzunahme des Lebenden Systems der Ordnungshöhe Individuum stößt also an eine Zeitgrenze.
Theoretisch kann seine Masse nur bis an diese Grenze zunehmen, an der mehr Zeit zur Energieaufnahme benötigt wird, als zur Versorgung der Körpermasse benötigt wird.
Diese theoretische, praktische und tatsächliche Zeitgrenze setzt also der Massezunahme des Lebenden Systems eine materielle Grenze, bei deren Überschreitung die zur Energieversorgung erforderliche Fresszeit für die Selbsterhaltung überschritten werden müsste.
Würde das Lebende System weiterhin an Größe zunehmen, würde seine Tageszeit nicht ausreichen, seine Körpermasse mit Energie zu versorgen, so dass sich das System nicht mehr vergrößern könnte.
Damit wäre der Fall erledigt, und das Aussterben der Dinosaurier zeigt auch praktisch nd tatsächlich, dass sich diese Massezunahme erledigt hat. Die Dinosaurier sind also nicht an irgendwelchen äußeren Katastrophen ausgestorben, sondern sie waren eine Fehlentwicklung und starben infolge des geschilderten Versorgungsproblems aus.
2. Die Lösung dieses Massezunahme-Zeitproblems
Die Evolution kann noch nicht denken und Fehlentwicklungen vermeiden, sie arbeitet nach dem Zufallsprinzip und dem Vermehrungsprinzip, geht alle möglichen Wege, und überlässt es der Selektion, über Fehlentwicklungen zu entscheiden und diese wegzuselektieren, also die überlebensfähigen positiv zu selektieren.
An diesem Punkt der Evolution zeigt sich jedoch die reale Wirkung der Selbstentfaltung, also der Wachstumskraft. Eine Weiterentwicklung durch Mengenzunahme der Zellen, also Zunahme der lebenden Masse, ist nicht mehr möglich, aber irgendwie muss diese Kraft selbstverständlich weiter wirken, wenn es sich um eine naturgesetzliche Kraft (eine Naturkraft) handelt.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma der Massezunahme ist die Entwicklung energiesparenderer Fortbewegung mittels Gleitflug. Der Gleitflug spart Eigenenergie des Lebenden Systems durch Nutzung der Kraft des Auftriebs.
Für eine andere "Problemlösung" (Popper 1994) nutzt die Natur das Nervensystem, das bereits als Koordinierungsorgan für Bewegungsabläufe und zur neuen Methode der Datenspeicherung entwickelt war (erste Datenspeicherungsmethode ist die intrazelluläre Datenspeicherung mittels genetischem Code, zweite Datenspeicherungsmethode ist die kurzfristige extrazelluläre Datenspeicherung mittels elektrischer Erregungsmuster in einem Zentralnervensystem): das Individuum Mensch nutzt dieses Zentralnervensystem zur gedanklichen Vorwegnahme von Problemlösungen und betätigt sich als "Erfinder".
Im Ergebnis dieser "Erfindungen" ersetzt das Lebende System Mensch die Massezunahme mittels Zellvermehrung durch die Massezunahme mittels extrakorporaler Organe. Das Individuum Mensch nutzt zunächst Steine als Werkzeuge ("Steinzeit"). Dieses Steinwerkzeug mit relativ langer Lebensdauer stellt eine Erweiterung der Fähigkeiten der Extremitäten (der Arme und Hände) dar. der Arm muss nicht mehr durch Vermehrung der Muskelzellen (also Massezunahme) stärker werden und wachsen, sondern die Kraftvermehrung wird mit Hilfe des Einsatzes eines körperexternen Organs erzielt. Das hat bereits Hans Hass (Hass ab 1968, http://www.hans-hass.de/Energontheorie.html) erkannt. Der Speer macht das Längenwachstum des Arms überflüssig und durch den Einsatz von Raketen und Bomben erspart sich das lebende System Mensch zusätzlich weite Wege, die es sonst zurücklegen müsste, um menschliche Konkurrenten um Nahrung, Wasser und Energie zu töten.
Bei diesen Werkzeugen handelt es sich um körperexterne Organe des Individuums und menschlicher Kollektive. Nicht mehr der lebende Körperanteil wird vergrößert, sondern der Körper des Lebenden Systems Individuum wird durch den Erwerb nichtlebende körperexterner Körperteile vergrößert. Damit spart der lebende Körper Energie, dies schließlich dadurch, dass er diese körperexternen Organe mit Fremdenergie betreibt, also mit Benzin, Strom usw..
Dieser Erwerb körperexterner Organe stellt die Lösung des Massezunahme-Zeitproblems, also des Energieproblems dar.
3. Lebende Systeme höherer Ordnung
Die PhilS trennt Lebende Systeme nach ihrer Ordnungshöhe und unterscheidet damit insbesondere Lebende Systeme der Ordnungshöhe Individuum und Lebende Systeme höherer Ordnung.
Von der eben geschilderten Entwicklung körperexterner Organe profitiert, wie gezeigt, nicht nur
das Lebende System Mensch, das
aus seinem lebenden Körperanteil
und
einem weiteren Anteil nichtlebender organisierter Körpermasse
besteht,
den es nicht durch Nahrungs- Wasser- und Energiezufuhr ernähren muss, sondern es profitieren auch Lebende Systeme höherer Ordnung, nämlich insbesondere die Staaten, die sich diese körperexternen Produkte menschlicher Geistestätigkeit aneignen und zur Vergrößerung ihres eigenen Körpers benutzen. Auch im Lebenden System Staat wirkt diese Kraft der Selbstentfaltung, die nach ständiger Vergrößerung des Systems drängt. Innerhalb des Systems Staat führt sie also dazu, dass Waffen entwickelt werden (und selbstverständlich auch andere Möglichkeiten genutzt werden), um dieses lebende System höherer Ordnung zu vergrößern und seinen steigenden Energiebedarf zu sichern.
Im gegenwärtigen Stand der Entwicklung dienen dazu insbesondere noch zwei Mittel, nämlich einerseits die "Zell"vermehrung dieser Systeme, andererseits die Produktion von Vernichtungswaffen zum Massenmord an Nahrungs- und Energiekonkurrenten. Das System Mensch stellt innerhalb dieses übergeordneten Lebenden Systems die kleinste Einheit (Holon im Sinne von Arthur Koestler, http://de.wikipedia.org/wiki/Holon, http://www.panarchy.org/koestler/holon.1969.html) dar, dessen Vermehrung zur Massezunahme des Systems Staat führt. Die Konkurrenz dieser Lebenden Systeme höherer Ordnung wird also mittels Vergrößerung der Geburtenrate und mittels Vermehrung der nichtlebenden Anteile des Körpers dieser Lebenden Systeme höherer Ordnung ausgetragen.
4. Das System Mensch
Das System Mensch stellt also den Höhepunkt der Evolution dar, weil es das Energieproblem Lebender Systeme mittels Entwicklung körperexterner Organe gelöst hat. .
Die Baupläne für die Herstellung dieser nichtlebenden materiellen zusätzlicher Organe sind nicht intrazelulär (im ersten Datenspeichersytem) gespeichert; auch im zweiten bereits erwähnten Datenspeichersystem, dem Zentralnervensystem, sind sie nur vorübergehend gespeichert. Ähnlich dauerhaft wie die genetischen Daten, so dass sie die Lebensdauer des Menschen weit überdauern, sind sie zellextern und körperextern gespeichert, nämlich in Büchern auf Papier, oder auf Festplatten und Sticks usw., also auf magnetischen Datenträgern. Dies ist ein
neuer Erbweg,
den das System Mensch erfunden hat. Und dieser neue Erbweg ist der eigentliche Beweis dafür, dass das System Mensch der Höhepunkt der Evolution ist.
Evolution ist also nicht zielungerichtet, sondern sie ist zielgerichtet auf Vergrößerung Lebender Systeme, also rämlich gesehen in alle denkbaren Richtungen. Diese Zielrichtung gibt die
Selbstentfaltung
vor. Als Nebenprodukt dieser Massezunahme sind das Denken, der Geist und die körperexterne Datenspeicherung entstanden.
Lebende Systeme verfolgen zwei Ziele: ihre Selbsterhaltung und ihre Selbstentfaltung (Vergrößerung). Auch das Lebende System Mensch ist zur Erreichung dieser Ziele von der Evolution mit einem Hirn ausgestattet worden. Aber nur der Mensch benutzt dieses Wahrnehmungs-, Informationsspeicher- und Denkorgan gezielt zur Produktion von Ideen, also Geistigem. Deshalb kann das ICH, das die Entscheidungen trifft, das Geistige, die Ideenproduktion und die daraus entspringende menschliche Zivilisation mit ihrer hirnexternen Informationsspeicherung als Nebenprodukt der Evolution bezeichnet werden. Es handelt sich um Fähigkeiten, die sich entwickelt haben aus der Kraftentfaltung von Selbstentfaltung und Selbsterhaltung und dem Widerstand, den die Umwelt, also die physikalischen Gesetzmäßigkeiten der Energiegewinnung, diesen Kräften entgegengesetzt haben. Die Lösung dieses Energieproblems bestand in der systematischen Schöpfung körperexterner Organe mittels menschlicher Geistestätigkeit. Daher bezeichnet die PhilS das System Mensch als Höhepunkt der Evolution.
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