Das Manifest 2010
der
Philosophie lebender Systeme

 Erkenntnistheorie und Zivilisation

 Reiki-Hände und andere Kurzgeschichten von Rudi Zimmerman

Der Übermensch
Der Übermensch existiert in zweierlei Hinsicht.
Hier der Aufsatz

Kurzgeschichten

A
In der Berliner U-Bahn

U-Bahn-Esser

Die nette Motzverkäferin

Damenwahl

Die spitzen Schuhe

B
Im menschlichen Körper

Die tierischen Energiespeicher

Die Post des Körpers

C
Biograhisches

Der Auftritt

Der Maikäfer

D
Zur Zivilisation

Die Bedeutung des Nuckels

 

Evolutionäre Erkenntnistheorie und Zivilisation

Die Evolutionstheoretiker sprechen gern vom Überleben, dem die Anpassungen der Lebewesen geschuldet seien. Es gehe um das Überleben bis zur Vermehrung, die als Reproduktion beschrieben wird.

Nun soll der Weg der Erkenntnis in den Wissenschaften von realen Beobachtungen ausgehen. Diese zeigt jedoch, dass alle Lebewesen sterben, also gerade das Gegenteil von dem machen, was ihnen die Evolutionstheorie unterstellt. Eigentlich sollte man sie daher treffender als Sterbewesen bezeichnen. Einzig Dawkins hat dies offensichtlich bemerkt und kommt zu dem Schluss, dass es das Gen sei, das überlebe (Richard Dawkins, Das egoistische Gen).

Den Lebewesen also einen Überlebenstrieb zu unterstellen, ist wohl das, was die Psychoanalyse als Projektion bezeichnen würde. Der Mensch spürt den Wunsch zu überleben und unterstellt diesen allen Individuen. Die Biologen beobachten auch Arten, bei denen die Mutter nach der Geburt stirbt. Hier kommt zum Vorschein, um was es in der Evolution geht, nämlich um die Fortpflanzung. Nach der Entbindung der Jungen, die von machen Arten noch viele Jahre von den Eltern versorgt werden müssen, haben die Individuen daher ihre Schuldigkeit getan und können gehen. Die Philosophie lebender Systeme hat daher bereits 2001 darauf hingewiesen, dass der Sinn des Lebens die Weiterentwicklung von Daten sei, die im Pflanzen- und Tierreich genetisch gespeichert sind. Der Mensch sei ein Datentransformator, der Daten in Fortsetzung der Evolution extrazellulär weitergebe (Zimmerman 2001 und 2004).

Die Biologie und auch die evolutionäre Erkenntnistheorie, der Teil der Biologen, die meinen, auch philosophische Aussagen machen zu können, halten den Willen zum Überleben weiterhin für ein Kennzeichen des Lebens, obwohl sie sicher auch bis heute kein Individuum angetroffen haben, dass seit Beginn der Evolution überlebt hat. Bei den heute lebenden kann man daher getrost ebenfalls das Ende der Eigenschaft zu leben vorhersagen.

Die Philosophie lebender Systeme macht daher den Vorschlag, Evolution anders zu beschreiben.

Der erste Verbesserungsvorschlag

Ich lasse das Pflanzenreich und die pflanzenfressenden und aasfressenden Tiere einmal unberücksichtigt und Frage in Bezug auf die fleischfressenden Tiere, weil diese dem Menschen evolutionär am nächsten stehen, was man dort beobachten kann, welche Realität es zu erklären gilt. In der Regel fressen dort die stärkeren Tiere die Schwächeren, wobei bisweilen die „stärkeren“ nur in der Gruppe stärker sind als ihre Opfer. Die Opfer versuchen ihrerseits, diesem Tod möglichst zu entgehen, laufen weg, verstecken oder tarnen sich, weil sie offensichtlich den „natürlichen“ Tod vorziehen. Es geht hier also dem Stärkeren um das Vermeiden des Verhungerns und dem Schwächeren um das vorübergehende Nicht-gefressen-werden. Trotz des Ausgangs dieser Auseinandersetzungen darum, wer gefressen wird und wer verhungert, sterben auch die Tiere irgendwann, die zunächst nicht verhungern. Um das ewige Leben geht es den Tieren und den Menschen also nicht, letzteren eventuell um das Überleben nach dem Tod. Mit diesem völlig unrealistischen Glauben beschäftigen sich Religionen. klar ist selbstverständlich, dass „Tod“ lediglich bedeutet, das die Eigenschaft zu leben nicht mehr vorhanden ist, der Körper existiert selbstverständlich weiter und wird anderweitig genutzt.

Gehen wir von der Beobachtung, also von der Realität aus, so ist es eine Tatsache, dass sich Leben von einfachen zu komplizierten oder komplexen Lebensformen entwickelt hat. Dies ist die gemeinsame Basis, von der aus wir nach Erklärungen für dieses Phänomen suchen.

Darwin hat nun nicht nur von struggle for live gesprochen und von survival of the fittest, sondern als Grundlagen der Entwicklung des Lebens hat er die Überproduktion von Nachkommen und die Selektion angesehen. Auch diese Beschreibung trifft zu, wir können bei allen Tierarten, vor allem auch beim Menschen sehen, dass mehr Nachkommen erzeugt werden, als erforderlich sind, um die Anzahl der Individuen einer Art konstant zu halten. Dazu wäre pro Individuum nämlich nur die Neubildung eines Individuums erforderlich. Ich spreche hier bewusst nicht vom „Überleben“ der Art. Es scheint diesbezüglich so zu sein, dass jede Tierart eine Überproduktion von Nachkommen in der Menge erzeugt, die in Abzug des Verlustes durch Gefressen-werden eine Nachkommenschaft ergibt, die zur Erhaltung der Art ausreicht. Diese Interpretation würde eine „Voraussicht“ implizieren, so als ob jeder Art bekannt wäre, wie groß der Verlust durch Gefressen-werden des Nachwuchses wäre. Immerhin ist der überschüssige Nachwuchs nicht sinnlos erzeugt, dient er doch anderen Arten als Futter. Dies wiederum lässt vermuten, dass es bei dieser Überproduktion nicht nur um den Erhalt der eigenen Art geht, sondern auch um den Erhalt der Tierarten, die sich von diesem Überschuss ernähren. Der Überschuss an Nachkommen hätte also zusätzlich die Funktion, das Überleben der Fressarten zu sichern.

Diese Überlegung legt nahe, dass ein übergeordnetes Lebensinteresse vorhanden sein könnte, dass nicht nur die eigene Art, sondern das Leben insgesamt als etwas betrachtet, das erhalten werden sollte.

In diesen wenigen Sätzen kommen also Erhaltungsinteressen verschiedener Ebenen von Leben zur Sprache, die hierarchisch gegliedert sind und die ich einzeln analysieren möchte.

Zunächst wäre das Erhaltungsinteresse der Gene, das von Dawkins betont wird.

In Anbetracht der Tatsache, dass im Falle der Reproduktion, also der ungeschlechtlichen oder geschlechtlichen Vermehrung jeweils mindestens ein haploider Chromosomensatz an die Nachfolgegeneration weitergegeben wird, also weiterlebt, während der Rest des Individuums irgendwann stirbt, ist auf dieser unteren Ebene des Lebens das Überlebensinteresse der Gene vorrangig vor dem der Individuen. Betrachtet man in der Rangordnung Gen  Individuum  Art nun die Art, fällt auch hier auf, dass das Überlebensinteresse des Individuum nachrangig ist. Während also das Überlebensinteresse des Gens und der Art höherrangig ist, ist das des Individuums im vergleich beider stets nachrangig.

Wenn also die Evolutionstheorie von „Überleben“ spricht, hätte dies nur in Bezug auf die Gene und die Arten Sinn, denn diese beiden Strukturen sind bedeutend längerlebig als die Individuen.

Die Individuen dienen den genetisch gespeicherten Daten lediglich als Träger, wie die Diskette oder das Buch als materieller Träger der mit ihrer Hilfe gespeicherten Daten dient, und als Reproduktionsmaschine, sozusagen als selbstständiger Datenkopierapparat. Wenn wir Hierarchie vervollständigen möchten, ständen also am Beginn des Ganzen irgendwelche Daten, die in Form eines genetischen Sprachcodes in einer Zelle gespeichert werden. Die „Vermehrung“ der Zelle und er etwas komplizierter gestalteten Mehrzeller, also zusammenfassend der Individuen, würde diese Daten in die Zukunft transportieren, was einen Transport in der Zeit wäre, gleichzeitig würden die Daten sich jedoch auch wegen der Vermehrung der Individuen im Raum ausbreiten. Die einzelligen oder mehrzelligen lebenden Systeme der Größenordnung „Individuum“ haben demnach die Funktion, Daten, die mittels eines genetischen Sprachcodes intrazellulär gespeichert sind, im Raum und in der Zeit zu verbreiten.

Anstatt von „Überleben“ zu sprechen, wäre es also sinnvoller, die Evolution zunächst als einen Prozess zu beschreiben, der der räumlichen und zeitlichen Ausbreitung von Daten dient, die mittels eines vierbuchstabigen genetischen Sprachcodes intrazellulär in lebenden Systemen der Größenordnung „Individuum“ gespeichert sind.

Das wäre ein Vorschlag zur Definition des Ausgangspunkts von Evolution, der aus meiner Sicht konsensfähig wäre. Evolution wäre also zunächst ein Prozess der räumlichen und zeitlichen Ausdehnung von Daten, eine Art Wachstumsprozess, in dem sich Daten in Raum und Zeit ausbreiten. Der Vorgang ließe sich mit einer Welle vergleichen, die sich räumlich in alle Richtungen ausbreitet und sich damit selbstverständlich auch in der Zeit ausdehnt. Im Unterschied zu einer Lichtwelle oder der Gravitation. die ebenfalls eine räumliche und zeitliche Ausbreitungstendenz hat, würde es sich jedoch um eine Ausbreitung in Raum und Zeit handeln, die ständig zunimmt. Während die Intensität einer Lichtwelle mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt und das Licht im Verlauf von Zeit und Raum (oder Raumzeit) immer schwächer wird, nähme die Intensität der Ausbreitung der hier gespeicherten Daten immer mehr zu. Denken wir an einen Einzeller, der sich durch Teilung vermehrt, entstünden bei der Teilung der Urzelle zwei Datensätze, bei der Teilung der beiden Tochterzelle vier Datensätze usw., vergleichbar mit dem berühmten Schachbrett, auf dem die Anzahl der Weizenkörner auf jedem der 64 Quadrate vom Verlierer verdoppelt werden müsste, mit dem kleinen Unterschied, dass es sich im Leben um eine unbegrenzte Anzahl von Schachbrettquadraten handeln würde. Das zeigt die exponentielle Weise der Datenvermehrung.

Evolution wäre also zunächst ein Prozess der exponentiellen Datenvermehrung und nicht der Überproduktion von Individuen.

Dies wäre die erste Korrektur, die die PhilS zur Beschreibung der Evolution anbringen möchte.

Beschriebe man diesen Prozess aus der Sicht des Individuums   und zu dieser Sichtweise scheinen Naturwissenschaftler diesbezüglich zu neigen – wäre es ein Prozess der Selbsterhaltung. Denn die Individuen müssen zur Aufrechterhaltung ihrer Homöostase  während ihrer kurzfristigen Lebensdauer bis zur Reproduktion einen ständigen Stoffaustausch vornehmen. Sie müssen ständig „Nahrung“, also Substanzen und Energieträger aus der Umwelt aufnehmen und gleichzeitig Substanzen ausscheiden, wobei diese Aufnahme- und Ausscheidungsvorgänge Energie verbrauchen. Es muss also eine Homöostase aufrecht erhalten werden, was die PhilS als „Selbsterhaltung“ betitelt. Diese vorübergehende Selbsterhaltung der Individuen ist Voraussetzung für den geschilderten Datenausbreitungsvorgang, den man wegen seines exponentiellen Wachstums auch Datenexplosion bezeichnen könnte.

Der zweite Korrekturvorschlag

Nun verbleibt es bei der zu beobachtenden „Evolution“ nicht bei der exponentiellen Vermehrung von Einzellern und deren genetisch gespeicherten Daten.

Die Datenvermehrung und –verbreitung stößt auf Widerstand, den zunächst die physikalische Umwelt der Ausbreitung der ersten Einzeller entgegensetzt. Wir können also zunächst die Innenwelt der ersten Einzeller und deren Umwelt rückblickend und beobachtend differenzieren. Diese Unterscheidung von Innenwelt und Außenwelt des Einzellers als Prototyp des Individuums berücksichtigt nicht nur eine räumliche Begrenzung, die von der Zellwand definiert wird, sondern eine Unterscheidung des Beobachters in nichtlebende und lebende Systeme. Das lebende System Einzeller (Individuum) bewegt sich als Einheit innerhalb eines physikalisch-chemisch definierbaren Umfelds. Diese im Ganzen stattfindende Fortbewegung innerhalb des umgebenden Milieus berechtigt den menschlichen Beobachter dazu, von einem lebenden System zu sprechen, das eine Innenwelt hat, die sich von seiner Außenwelt abgrenzen lässt.

Die Außenwelt setzt also dem lebenden System Individuum Widerstände entgegen, die seine Fortbewegung beeinträchtigen, aber auch Widerstände physikalisch-chemischer Art, die seinen Stoffaustausch (seine Selbsterhaltung) beeinträchtigen. So gibt es verschiedene Umweltbedingungen, die dem ersten einzelligen Individuum und seinen Nachfolgern gar keine Bewegungs- und Stoffaustauschmöglichkeiten bieten. Erste lebende Einheiten, die wahrscheinlich im Wasser entstanden sind, können sich nur im Wasser ausbreiten, so dass der Ausbreitung der in ihnen gespeicherten Daten, um deren Weiterexistenz es geht, Grenzen gesetzt sind und das Medium, in dem sich die Daten ausbreiten können bzw. ihre Datenträger sich vermehren können, zu klein wird. Es tritt also gesetzmäßig ein Zustand von Überbevölkerung (innerhalb der jeweils zur Verfügung stehenden Wassermasse und der in ihr gelösten Energieträger und zum Stoffwechsel erforderlichen Substanzen) ein, der zu Konkurrenz führt. Erster Energieträger war wohl das Sonnenlicht, das in ausreichender Menge zur Verfügung stand, so dass es sich um Atome, Moleküle oder kompliziertere Substanzen gehandelt hat, die von ersten Einzellern aufgenommen und ausgeschieden werden mussten. Diese Art der Einzeller mussten im übrigen bereits ein Problem lösen (Popper: Leben ist Problemlösen), nämlich das der Energiespeicherung. Denn Sonnenenergie steht nachts nicht zur Verfügung, so dass bis zum nächsten Tag Energie gespeichert werden musste.

Das nur nebenbei.

Auch das Problem der Herstellung von Kopien der Chromosome, also der „Fortpflanzung“ und der intrazellulären Umsetzung der genetisch gespeicherten Konstruktionsanweisungen in den Bau von Eiweißen betrachte ich als bereits gelöst.

Ich beginne bei der explosionsartigen Vermehrung erster Einzeller und stoße auf das Problem der Nahrungsmittelknappheit und Konkurrenz. In dieser Konkurrenzsituation beginnt nämlich das, was Darwin und seine Nachfolger als „Kampf ums Überleben“ bezeichnen. Bis dahin war auch die „Überproduktion von Nachkommen“ kein Problem und als solche auch gar keine Überproduktion.

In der nun eintretenden Situation von Nahrungsmittelknappheit setzen sich die Individuen durch, die bei Nahrungsaufnahme schneller sind, die möglicherweise über schnellere Fortbewegungsorgane „Geißeln“ verfügen, und die weniger durchsetzungsfähigen gehen an Nahrungsmangel zugrunde. Es setzt also Selektion ein. Der zweite von Darwin erkannte Faktor der Evolution kommt zum tragen. Darwin bezeichnete die Durchsetzung des Stärkeren als Selektion und nicht die Eliminierung des Schwächeren. Hier möchte ich im weiteren einen umgedrehten Sprachgebrauch, wie er auch umgangssprachlich üblich ist, vorschlagen, und als Selektion die Aussonderung des Schwächeren bezeichnen. Dies ist jedoch nebensächlich.

Der wesentliche Punkt besteht darin, dass es aufgrund dieser Selektion zu einer dauerhaften Modifikation der genetisch gespeicherten Daten und damit zu einer Modifikation der Datenträger kommt. Es entwickeln sich anders aussehende Individuen, wobei das andere Aussehen natürlich nur die Folge der zufälligen Änderungen der genetisch gespeicherten Daten (einer Mutation) ist, die sich, falls sie zu einer Verbesserung von Eigenschaften führt, die das Überleben begünstigen, dauerhaft hält, also an die Nachfolgegenerationen vererbt wird. Dieser Vorgang berechtigt auch zu der Bezeichnung „Evolution“, der als Weiterentwicklung genetisch gespeicherter Eigenschaften, die das Überleben verbessern, definiert werden kann.

Worauf die PhilS an diesem Punkt wert legt, ist die Bedeutung der Eigenschaften. Das wesentliche sind nämlich nicht irgendwelche äußerlich sichtbaren körperlichen Merkmale, sondern die Optimierung des Verhaltens der lebenden Systeme. Das optimierte Verhalten in Bezug auf den Stoffaustausch und die Produktion von Nachkommen kennzeichnet den „Überlebensvorteil“ des Individuums, und nicht sein Phänotyp. Auf Dauer überlebt jedoch nicht das sterbliche Individuum, sondern in diesem Prozess der Auseinandersetzung zwischen den Individuen um die Nahrungsressourcen innerhalb einer Umwelt und durch die Anpassung an neue Umweltverhältnisse verändert sich bedeutend dauerhafter die Zusammensetzung der genetisch gespeicherten Daten und damit entwickeln sich verschiedene Arten, die sich an ihr umgebendes Medium, jeweils also an ihre Umwelt, optimal anpassen.

Dies wäre die Fortsetzung des Prozesses, der als „Evolution“ bezeichnet wird, in der Beschreibung der Philosophie lebender Systeme.

Ich vermute, dass auch über diese Beschreibung der Evolution Konsens zu erzielen ist.

Diesen Prozess der ständigen Verbesserung der genetisch gespeicherten Eigenschaften von Individuen bzw. Arten bezeichnet die PhilS nun als Vorläufer der „Selbstentfaltung“. Bei diesem Prozess der Veränderung und Anpassung genetisch gespeicherter Daten an verschiedene Umweltverhältnisse und Umweltveränderungen sollte man eigentlich besser von einer Datenanpassung oder Datenvervollkommnung sprechen. Diese Daten

enthalten selbstverständlich in umgangssprachlicher Ausdrucksweise Informationen über die Umwelt, die sich im Lauf der Evolution immer weiter optimieren. Leider definiert die Informationstheorie „Information“ als Datenmenge und nicht als Dateninhalt. Die gleiche Menge an Bits kann selbstverständlich mehr oder weniger Bedeutung haben. Deshalb muss man sagen, dass sich nicht die Informationsmenge vermehrt, sondern die Bedeutung der gespeicherten Informationen sich immer weiter verbessert, selbst wenn die Menge an gespeicherten Bits im Lauf der Evolution abnimmt. Kennzeichnet für den Prozess der Evolution ist also eine ständige Zunahme an Bedeutung oder an Wissen über die Umwelt der lebenden Systeme, das zunächst intrazellulär mit Hilfe eines vierbuchstabigen Sprachcodes gespeichert wird. Diese Wissenszunahme ist nicht nur Resultat der Evolution einer Art, sondern Summenresultat aller lebenden Arten, also der Evolution überhaupt. So haben Pflanzen Wissen über die Umwandlung von Sonnenenergie in Zucker intrazellulär gespeichert, von dem der Mensch weit entfernt ist.

So schlägt die Philosophie lebender System vor, die Evolution nicht nur als einen Prozess der Datenvermehrung zu sehen (s.o.), sondern als einen Prozess der ständigen Wissensvermehrung zu definieren, wobei sich Wissen, also Bedeutungsinhalte über die Außenwelt, exponentiell vermehrt, während andere Ausbreitungen in der Natur mit abnehmender Intensität in Zeit und Raum vor sich gehen (Verbreitung von Wellen oder Ausbreitung der Gravitationskraft).

Evolution ist also ein Prozess der Ausbreitung und Vermehrung von Wissen lebender Systeme in Raum und Zeit. Dieses Wissen verbreitet sich durch Vermehrung und Veränderung genetisch gespeicherter Daten im zur Verfügung stehenden Raum, den die Erde bietet, und wird zusätzlich in der Zeit konserviert.

Der Mensch

Der Begriff der „Entfaltung“ von Wissen (Daten) wird von der Philosophie lebender Systeme deshalb vorgeschlagen, weil er von den Fähigkeiten des Menschen abgeleitet ist. Die PhilS als philosophische Disziplin stellt den Menschen und seine Fähigkeiten in den Mittelpunkt. Sie ist philosophische Anthropologie.

Die evolutionäre Erkenntnistheorie hat sich u.a. auch mit der Entwicklung von Fähigkeiten beschäftigt, die an die Hirnfunktion gekoppelt sind. Insbesondere kann man diesbezüglich Riedl   erwähnen, der nicht pauschal von „Erkenntnisfähigkeit“ oder allgemein vom „Denken“ spricht, wie andere seiner Kollegen, sondern einzelne Fähigkeiten schildert, die er als Grundlagen der Erkenntnis betrachtet. Er spricht von dem molekularen Gedächtnis, der Betriebsanleitung des Erbgutes (Fußnote 2, S.41). Bereits der Einzeller bilde durch Versuch und Irrtum (Selektion) feste Reaktionen auf äußere Veränderungen, wobei sich wiederholende Koinzidenzen praktisch vorausgesetzt werden, also Wahrscheinlichkeitsannahmen (Hypothesen) gemacht werden, die quasi verifizierend selektiert werden. Von einer einmal bestätigten Vermutung wird auf die hohe Wahrscheinlichkeit gefolgert, dass bei gleichen Voraussetzungen in Zukunft gleiche Reaktionen zum Erfolg führen („Hypothese des anscheinend Wahren“, ebenda, S.53). „Die Erwartung, in Wahrscheinlichkeiten rechnen zu können, ist uns vererbt worden, sie ist eine der fundamentalsten der angeborenen Formen unserer Anschauung.“ (Fußnote 3, S. 156) Bei der Wahrnehmung komme es darauf an, aus den Unterschiedlichkeiten der Individuen das mit Sicherheit gleiche herauszufiltern (Selektion der Wahrnehmung nach dem Koinzidenzgrad), was Riedl auch Extraktionsprinzip nennt (Fußnote 2, S.86). Vom Anblick eines markanten Teils eines Objekts werde auf das Gesamtobjekt geschlossen, vom Löwenschwanz auf den Löwen. Es müsse beim Erkennen von Fressfeinden (z.B. von der Gazelle) im Voraus gehandelt werden, wobei eine gelegentliche Fehlreaktion in Kauf genommen werden könne (Wahrscheinlichkeitsrechnung). Für das molekulare Gedächtnis sei es gefährlich, Einzelheiten zu programmieren, die sich ändern könnten (ebenda, S.88). Das Variierende lasse die Wahrnehmung beim Wiedererkennen weg (Fußnote 3, S.157). Aus der zeitlichen Aufeinanderfolge von Ereignissen schließe die Natur auf einen Kausalzusammenhang. S.158). Viertens beschreibt Riedl die „Hypothese vom Zweckvollen“ als eine biologisch entwickelte Erkenntnismethode, die Menschen angeboren sei (S.160). Der Zweck eines Vorgangs werde bereits im Tierreich erfasst. Gleiche Strukturen dienten dem gleichen Zweck. Der oberste Zweck sei die Erhaltung der Art (Fußnote 2, S.160).

Was Riedl hier im Einzelnen schildert, sind zusammengefasst keine Fähigkeiten, die sich auf die menschliche Begriffsbildung und das daraus resultierende begriffliche Denken beziehen, sondern auf das Erkennen und auf logische Strukturen, die man eher dem mathematischen Denken zuordnen sollte. Über derartige Fähigkeiten verfügt insbesondere das jagende Tier, das eine Vorstellung davon haben muss, wie weit die Beute entfernt ist (räumliche Vorstellung) und dies in Beziehung zum Kraftaufwand setzen muss, der zur Erreichung der Beute erforderlich ist (Energieverbrauch im Verhältnis zur der Zeit und zur Entfernung). Ob Tiere diese Probleme allein über ihr Vorstellungsvermögen lösen oder möglicherweise über eine Art Rechenfähigkeit verfügen müssen, wie ich bereits vermutet habe (Zimmerman: Zivilisation als Fortsetzung der Evolution. 2008), mag dahingestellt bleiben. Festzuhalten bleibt, dass der Begriff „Vorstellungsvermögen“ ein Denken in Bildern oder Filmen meint, also ein optisches Denken, das der „Kulturmensch“ zwar aus Träumen oder auch aus Tagträumen kennt, das jedoch nicht das begriffliche Denken bezeichnet, das den Menschen auszeichnet.

Dieses „Denken“ in optischen Vorstellungen und möglicherweise auch in unbewussten mathematischen Berechnungen über Wahrscheinlichkeiten eines Jagderfolgs oder allgemein über das Resultats eines Energieverbrauchs, wie eines weiten Fluges von Zugvögeln, oder des Überstehens einer Winterzeit (Zeitraum mangelnder Energiezufuhr) und ähnlichem, ist dem Mensch angeboren, also a priori vorhanden. Kant reduziert dies auf die Vorstellung von Raum, Zeit und Kausalität (Emanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft).

Das menschlich-begriffliche Denken wird jedoch von diesen möglicherweise angeborenen Hirnfähigkeiten nicht erfasst, so dass die PhilS meint, der Mensch werde mit einer mathematischen Denkfähigkeit geboren und erlerne mit dieser „Begabung“ das begriffliche Denken.

Der zunächst entscheidende Punkt ist nun der, dass diese angeborene Vorstellungsfähigkeit (in Raum, Zeit und Kausalität oder mathematischem Denken)  wie sie auch immer gestaltet sein sollte , eine individuelle Fähigkeit ist, die genetisch von der Eltern auf die Kindergeneration weitergegeben wird. Sie nützt dem Individuum zu dessen Nahrungsaufnahme, also zur Aufrechterhaltung seiner Homöostase bis zum Reproduktionserfolg, wie ich das einmal nennen möchte.

Begriffliche Sprache hat für die Aufrechterhaltung der Homöostase des Individuums, also zur Nahrungsaufnahme, gar keinen Nutzen. So weit sie im Tierreich bereits als Lautsprache vorhanden ist, wie beispielsweise bei Vögeln (Vogelgesang) oder Walen, dient sie hier der Reproduktion, also der Partnersuche und der Paarung oder auch der Reviermarkierung, auch als Angst- oder Warnsignal bei Gefahr, nicht jedoch der Kommunikation. Die Lautfähigkeit ist bereits vorhanden und ebenfalls biologisch ererbt, nicht jedoch die Begriffsbildung. Allerdings sind bereits Tiere in der Lage, Begriffe zu erlernen, zu verstehen und darauf sinnvoll zu reagieren, wie beispielsweise andere Primaten, Hunde usw..

Es fehlt lediglich das Ausmaß der Nutzung von Begriffen zum Zweck der Kommunikation.

Die begriffliche Sprache

Begriffliche Sprache ist, selbst wenn sie irgendwo im Tierreich gefunden werden sollte, keine Eigenschaft des Individuums, sondern eine erworbene Eigenschaft der Gruppe. Als einzellebendes Tier würde auch der Mensch oder ein tierisches Individuum keiner Sprache bedürfen und wäre kein vollständiger Mensch. Erst als soziales Wesen benötigt der Mensch begriffliche Sprache und hat sie als soziales Wesen in der Gruppe kommunikativ entwickelt. Schon diese traditionelle Formulierung birgt einen Fehler: nicht der Mensch als Individuum, sondern die Gruppe hat Sprache entwickelt.

Begriffliches Denken, das sich aus der Sprache entwickelt, ist also keine dem Individuum zuzuordnende Fähigkeit, sondern eine kollektive Fähigkeit. Wenn der Mensch begrifflich denkt, denkt er als Teil eines Kollektivs. Das bedeutet, dass er auch nicht als Interessenvertreter seiner selbst begrifflich denkt, sondern im begrifflichen Denken ist er Interessenvertreter eines lebenden Systems höherer Ordnung, wie die PhilS dies nennt. Wenn es begrifflich denkt, wird das menschliche Individuum zu einem Interessenvertretereiner Gruppe, einer Sprachgemeinschaft, eines Staats oder einer Masse, wie Canetti oder le Bon es sagen würden. Das betrifft auch den Wissenschaftler. Als Benutzer einer wissenschaftlichen Sprache denkt das Individuum Mathematiker als Teil einer Mathematiker-Gemeinde, als Biologe als Teil eines Biologenkollektivs oder als Psychonalytiker als Teil einer Psychoanalytikergemeinde, und entsprechend der Zugehörigkeit zu einer derartigen „Gemeinde“ identifiziert es sich mit dieser und mit den wissenschaftlichen Ergebnissen dieser „Gemeinde“. Wer bestimmte Grundsätze dieser Denkgemeinde kritisiert, wird ausgestoßen, bildet eventuell eine eigene „Schule“, wie in der Psychoanalyse geschehen, ihm wird jedenfalls das Ansehen dieser Gemeinschaft entzogen, wenn er sich nicht reumütig unterwirft. Im Großen ist es mit religiösen Denk- und Glaubensinhalten ebenso. Das Individuum, das begrifflich als Individuum denkt, wird isoliert.

Dies zur Bildung von begrifflicher Sprache und ihrer Funktion für den Zusammenhalt einer Sprachgemeinschaft. Umgekehrt kann der Beobachter auch feststellen, dass sogar räumlich sehr nahe gelegene Nachbardörfer hochkultivierter Nationen geringe Dialektverschiedenheiten zeigen, aus denen man jeweils die Zugehörigkeit zu einem Tal oder einen Dorf erkennen kann. Sprache und begriffliches Denken dient auch immer der Kennzeichnung der Zugehörigkeit eines Individuums zu einer Gemeinschaft. Dies betrifft auch bestimmte Meinungen, Überzeugungen, weltliche oder religiöse Denkinhalte (oder Glaubensinhalte), und insbesondere Bewertungen. Dabei ist die grundsätzliche Bewertung bemerkenswert: die Überzeugung der eigenen Gruppe wird natürlicherweise immer als besser bewertet als die Überzeugung einer anderen Denkgruppe, seien sie sich auch noch so ähnlich. Hier stoßen wir offensichtlich wieder auf ein konsistentes angeborenes, also genetisch vererbtes, Phänomen: die Höherbewertung der eigenen Denkinhalte und der Herabwürdigung fremder Denkinhalte. Wobei es sich evolutionär selbstverständlich nicht um die Inhalte des Denkens handelt, sondern um das Interesse der Gruppe, der man selbst angehört und von der man abhängig ist. Dies zeigt den Ursprung dieser Unterscheidung: die Unterwerfung unter eine Gruppennorm hat einen Überlebensvorteil für die Gruppe und dieser Überlebensvorteil bewirkt die Höherbewertung des eigenen Denkens, der Bewertung durch die Gruppe. Derartige Mechanismen sind auch im wissenschaftlichen Diskurs unschwer festzustellen, wie Watzlawick bereits 1967 festgestellt hat: es geht hier nicht um Inhalte, sondern um die Herstellung einer Hierarchie ,also darum ,wer die dominante und wer die subdominante Position hat. Was in einer menschlichen Urgesellschaft bei jagenden Männchen sinnvoll zum gemeinsamen Überleben war, könnte allerdings in der Gegenwart den wissenschaftlichen Fortschritt hemmen.

Natürlich hat es einen plausiblen evolutionären Grund, dass sich diese Fähigkeit einer Gemeinschaft durchgesetzt hat. Sprache verbessert nicht nur den Jagderfolg, dies besonders bei der Treibjagd, sondern sie verbessert durch die Koordinierung des gemeinsamen Vorgehens den Durchsetzungserfolg gegen konkurrierende Gemeinschaften, Horden von Urmenschen oder Clans, die sich nicht auf eine solche Weise verständigen können. Die unterlegenen Horden werden erfolgreich eliminiert, so dass sich begrifflich sprechende Gemeinschaften – und damit Sprache – ausbreitet. Das Problem ist bereits hier, dass sich räumlich entfernte Gemeinschaften hinsichtlich ihrer Begriffsbildung eigenständig entwickeln, so dass von Beginn an eine kulturelle Vielfalt entsteht.

Die Philosophie lebender Systeme befasst sich nun nicht mit diesen unterschiedlichen kulturellen Entwicklungen, sondern mit dem parallel ablaufenden Vorgang der Fortsetzung von Evolution, der ein gemeinsamer Prozess der Zivilisation aller Menschen ist. In nahezu allen Kulturen ist ein gleicher Vorgang zu beobachten, der mit dem Gebrauch von Werkzeugen beginnt.

Die Entwicklung von Zivilisation

Werkzeuge, wie Messer, Töpfe, Tassen usw., sowie Bekleidungsstücke, Schmuck, Hütten und Häuser, Wege, die angelegt werden, sind Schöpfungen des Menschen, die die Funktionsfähigkeit des Individuums verbessern, die der Verbesserung gemeinsamer Aktivitäten nützen (wie Wege) oder die die Individuen besser gegen tageszeitliche und jahreszeitliche Schwankungen der physikalischen Umwelt (Wetter, Jahreszeiten, Klimaveränderungen) schützen. Sie stellen als gemeinsames Merkmal eine wesentliche Verbesserung des Durchsetzungsvermögens im Kampf um das tägliche Überleben dar, sind ein Selektionsvorteil. Wie ich bereits ausführte, stellt der Übergang vom bildlichen zum begrifflichen Denken Hirnkapazitäten zur Verfügung, da ein Begriff die verbale Zusammenfassung einer Bildermenge darstellt und ein Satz einen ganzen Film symbolisiert. Diese freigewordene Hirnkapazität kann für andere Zwecke genutzt werden. Der Mensch ist ein Mängelwesen. Er hat kein Fell und friert daher im Winter. Die Nutzung von Tierfellen als Bekleidung löst dieses Problem. Es ist gefährlich, sich großen und körperlich überlegenen Tieren zu stark zu nähern. Die Erfindung eines Speers löst dieses Problem. Diese kurzen Beispiele zeigen, dass Problemlösungen, für die die molekulare Wissenserweiterung durch genetische Evolution viele Generationen und sehr viel Zeit (gemessen an der Lebensdauer des Menschen) benötigt, durch die Nutzung des Rechen- und Denkorgans Gehirn innerhalb von Momenten gelöst werden können. Die technische Umsetzung derartiger Ideen dauert selbstverständlich etwas länger und benötigt einige Versuche. Das Prinzip der Weiterentwicklung ist jedoch eine Fortsetzung der evolutionären Methode von Überproduktion und Selektion. Lösungsideen werden im Überfluss produziert und innerhalb der technischen Umsetzung selektiert. Die Umwelt ist auch hier weiterhin der letzte Richter, der über den Durchsetzungserfolg und den Fortpflanzungserfolg entscheidet. Die Erfindung von Schmuck kompensiert angeborene Mängel und führt zum Fortpflanzungserfolg, Konkurrenzkämpfe mit Waffeneinsatz ebenso. Bekleidung und Häuser verbessern die Überlebensaussichten, Waffen erhöhen den Jagderfolg. Letztlich entscheidet auch in diesem zivilisatorischen Prozess immer der selektorische Vorteil über die Weiterentwicklung der Produkte menschlichen Denkens. Das ist bis in die Gegenwart so geblieben. Durch die Erfindung des Geldes hat sich nur die „Außenwelt“ der Produkte etwas verändert. Es ist nunmehr der über Geld verfügende Käufer, der darüber entscheidet, welches Produkt sich entwickelt und welche Produktion eingestellt wird. Auch in der modernen Warenproduktion finden wir die Prinzipien Überproduktion und Selektion. Nun ist es das Individuum als Käufer, das über den Selektionserfolg entscheidet. Nicht nur die Methoden der Entwicklung (Überproduktion und Selektion) sind gleich geblieben, auch das, was entwickelt wird, nämlich die Fähigkeiten und Funktionen des Individuums, des Trägers der genetisch gespeicherten Information, ist dasselbe geblieben. Die Natur (die genetische Evolution) verbessert die Funktionen des lebenden Körpers durch Entwicklung körperinterner Organe. Diese Organe haben eine Funktion im Rahmen der Selbsterhaltung (des Stoffwechsels) oder der Nahrungsaufnahme, wie Arme, Beine, Mund und werden für diese Funktionen optimiert (schnellere Fortbewegungsorgane, bessere Kauwerkzeuge usw.). Auch die nun einsetzende  zivilisatorische Entwicklung verbessert die Körperfunktionen. Die Funktion der Hand wird durch verschiedene Werkzeuge und Waffen so ergänzt, dass sie durch deren Gebrauch sogar noch mehr Funktionen ausüben kann.

Der Unterschied besteht lediglich darin, dass die Evolution körperinterne Organe entwickelt, während die Zivilisation zur Entwicklung körperexterner Organe führt.

Die entscheidende Fortschritte der Zivilisation sind jedoch:

Die körperexternen Organe müssen nicht ständig mit den Bewegungen des lebenden Körpers mittransportiert werden (Energieersparnis). Im Lauf der Zivilisation hat sich dieser Vorteil inzwischen weiter verbessert: die Energie zum Betreiben der körperexternen Organe muss nicht mehr durch Jagd und Nahrungsaufnahme in den Körper aufgenommen werden, sondern diese Organe werden mit Fremdenergie, mit Strom, Benzin usw. betrieben. Die Kraftentfaltung hat sich inzwischen durch diesen Einsatz von Fremdenergie ins unermessliche gesteigert.

Entscheidend für die Zuordnung derartiger Werkzeuge als körperexterne Organe ist ihre Verbreitung: genauso, wie sich körperinterne Organe über die gesamte Tierart verbreiten, verbreiten sich auch körperexterne Organe über die die gesamte Menschheit. Sie werden von allen Menschen genutzt, egal welcher Kultur sie angehören.

Diese und andere Vorteile und auch Nachteile derartiger externer Organe hat bereits Hans Hass mehrfach geschildert. Leider sind seine Ideen, obwohl sie von beobachtbaren Tatsachen im Tierreich ausgehen und die Entwicklungsvorgänge der Menschheit durch ihre neue Sichtweise besser beschreiben als alle anderen Beschreibungsversuche nicht allgemein anerkannt. Die PhilS kommt jedoch von einem anderen Ausgangspunkt zu gleichen Ergebnissen. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass es sich bei der biologischen Evolution um einen Entwicklungsprozess handelt, eine Entfaltung, einen Wachstumsprozess und einen Prozess von Wissenszuwachs. In Bezug auf das menschliche Individuum sieht die Philosophie das gleiche: auch der Mensch wächst ständig weiter, er wächst nämlich nach Abschluss seines körperlichen Größenwachstums hinsichtlich seiner Fähigkeiten weiter und vollzieht zusätzlich ein geistiges Wachstum. Die eben besprochenen körperexternen Organe stellen darüber hinaus die Fortsetzung des körperlichen Größenwachstums dar. Die Selbstentfaltung, die das menschliche Individuum in besonderer Weise auszeichnet, stellt einen zusätzlichen Grundantrieb des Lebens dar. Leben zeichnet sich nicht nur durch das zeitlich begrenzte „Überleben“, also die Aufrechterhaltung einer Homöostase für einen begrenzten Zeitraum aus, sondern zusätzlich durch eine ständige Wachstumstendenz, die grundsätzlich bis zum Tod erhalten bleibt. Ähnlich wie ein dem leblosen Körper einmal gegebener Impuls zu einer nie endenden gleichförmigen Bewegung führt, die nur durch Einwirkung äußerer Kräfte geändert wird, ist diese Wachstumstendenz, diese Selbstentfaltung, ein ständig bestehender Antrieb des lebenden Systems Mensch, und sein Impuls wird nur durch Einwirkung anderer Kräfte verändert.

Die Herkunft dieses Antriebs ist lediglich die Fortsetzung eines bereits bestehenden Antriebs, der die Eigenheit von Struktur, von Regelmäßigkeit widerspiegelt, sich auszubreiten. Wachsende Strukturen beinhalten Daten, Information. Dies ist eine Information, die sich nicht in Menge (in Bits) bemisst, sondern in Wissen. Der Wissenszuwachs, der in der Entwicklung genetisch gespeicherten Wissens zu beobachten ist, setzt sich im menschlichen Geist fort und findet im Prozess der Zivilisation lediglich eine neue Weise der Datenspeicherung. Daten (Wissen) wird nicht mehr intrazellulär gespeichert, sondern der Mensch hat verschiedene extrazelluläre Datenspeicher entwickelt, er speichert seine Ideen auf Stein, auf Papier, auf Festplatten, Disketten. Diese Speichermöglichkeit ergibt sich aus der Umsetzung von akustischer Lautsprache in Schriftsprache. Typisch menschlich ist nicht das Denken, eher das begriffliche Denken, aber insbesondere ist die Schriftsprache mit ihrer Möglichkeit typisch menschlich, körperextern, extrazellulär gespeichert werden zu können.

Damit wird ein neuer Erbweg eröffnet, der das Menschenreich kennzeichnet. Wissen wird nicht mehr nur an die leiblichen Kinder weitergegeben, sondern an alle Mitmenschen und Nachmenschen. Dies macht an sich die intrazelluläre Datenspeicherung mit ihren Evolutionsmethoden der Überproduktion menschlicher Datenträger und der Eliminierung des Überschusses an Datenträgern durch Kriege überflüssig.

Die evolutionäre Erkenntnistheorie endet mit ihren Überlegungen bei dem Beginn menschlichen Denkens. Die Evolution setzt sich jedoch im Prozess der Zivilisation fort, der körperexterne Organe entwickelt und deren Baupläne extrazellulär speichert, so dass ein neuer Erbweg eröffnet wird.

Rudi Zimmerman
Berlin im Juli 2008

Literatur

Dawkins, Richard: Das egoistische Gen. rororo science. 1996. ISBN 3-499-19609-3

Hass, Hans: Die Hyperzeller. Das neue Menschenbild der Evolution. Carlsen. Hamburg. 1994. ISBN 3551850178

Hass, Hans: Energon. Das verborgene Gemeinsame. Molden. 1970.ASIN B0000BRHR5

Riedl, Rupert, Parey, Paul: Biologie der Erkenntnis. Die stammesgeschichtlichen Grundlage der Vernunft. Verlag Paul Parey. Berlin und Hamburg. 1979. ISBN 3489610342.

Riedl, Rupert: Evolution und evolutionäre Erkenntnis – Zur Übereinstimmung der Ordnung des Denkens und der Natur. In: Die Evolution des Denkens. Piper. München Zürich. 1983. ISBN 3492027938.

Watzlawick, Paul, Beavin, Janet H., Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikation. Übersetzung 1969. Verlag Hans Huber. Bern. ISBN 3–456306105

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Das Geld als Mittel zur Steuerung menschlichen Verhaltens

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weitere Aufsätze Rudi Zimmermans im Internet

Übersicht über das Anliegen der Philosophie lebender Systeme.

Rede an die Menschen (2008)

Das Gewissen des psychisch Gesunden, die natürliche Schuldreaktion
Das Gewissen ist angeboren und nicht anerzogen

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NEU: Der Anfang der Menschen und seine Vertreibung aus dem Paradies

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Rudi Zimmerman
Gesellschaftsphilosoph

Biologisch besteht die Erdbevölkerung aus Horden schwer bewaffneter Affen. Kann die Evolution des Geistes diese zu einer Menschheit einen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Philosophie lebender Systeme im letzten Buch:

Zivilisation als Fortsetzung der Evolution.
Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit.

ISBN 978-3000247019

 

Hier können Sie in meinen Büchern googeln:

Das System Mensch

Zivilisationstheorie

Hier gehts zu meinen clips bei
youtube:

Die offene Begrenzung als strukturelles Wesensmerkmal eines Lebenden Systems

Die Bedeutung der positiven Rückkopplung für die Einordnung des Individuums in die Gesellschaft

 Die Beziehungen der Menschen beschrieben als Dominator-Effektor-Beziehungen

Beginn der Zivilisation
1. Sesshaftigkeit

Beginn der Zivilisation
2. Religion

 

Hier gehts zu einem Aufsatz über das Geistige, nämlich die Information und ihre Übermittlung. Die Informationstheorie der PhilS

Aufsätze Zimmermans zur hormonellen Verhaltenssteuerung des Menschen:

Der Penisreflex

Die Sexualität

Der Brustneid

aktuell:
Der chinesische Begriff der harmonischen Gesellschaft. Eine Stellungnahme dazu von Rudi Zimmerman