Die Organisierung des Systems Menschheit
Kap 3.2. des Buches Zivilisation als Fortsetzung der Evolution (ISBN 978-3000247019, veröffentlicht 2008)
Zusammenfassung: Kriege der Staaten sind die Fortsetzung selektiver Mechanismen im Tierreich. Durch die körperexterne elektronische Datenspeicherung der Menschen in Form von Festplatten usw., die die intrazelluläre Datenspeicherung als genetischer Code abgelöst hat, sind Staaten als Krieg führende Einheiten (Hypersysteme) überflüssig geworden und werden sich auflösen. Die Zivilisation wird von global tätigen Konzernen (Suprasystemen) vorangetrieben, die ohne militärische Kriege konkurrieren. Sie benutzen die Staaten als Marionetten. Die Steuerungsmacht müssen jedoch die Individuen und nicht die Profitinteressen der Konzernmanager haben.
"… Derzeit ist die Menschheit in Staaten unterteilt, also in lebende Systeme, die in ihrer Größenordnung zwischen dem Menschen und der Menschheit liegen. Diese Teilung der Menschheit in Staaten ist die Folge ihrer Aufteilung in Sprachgemeinschaften durch die kollektive Einigung auf sprachlich-akustische Begriffe….
Die bisherige Organisierung der Menschheit, ihre Aufteilung in verschiedene Nationen, die gegeneinander Krieg führen, hat einen biologischen Sinn, der in der „Verbesserung“ genetisch gespeicherter Daten liegt. „Verbesserung“ bedeutet, dass solche Handlungsprogramme überleben, die die weiteren Überlebenschancen verbessern. Es handelt sich also wiederum um ein positives Feedback, quasi um einen Regelkreis mit positiver Rückkopplung. Das überlebensfähigere Handlungsprogramm wird mit weiterem Überleben belohnt, so dass das Überleben im weiteren Verlauf der Entwicklung immer wahrscheinlicher wird.
Nun sind beim Menschen die Ideen an die Stelle der Gene getreten, an die Stelle der Selektion der wissenschaftliche Versuch. Die wissenschaftlich erarbeiteten Handlungsprogramme werden außerhalb der Individuen in Büchern usw. gespeichert, also nicht mehr als genetischer Code in den Köperzellen, sondern als Zeichencode auf Papier, auf Disketten und anderen magnetischen Datenträgern.
… der Mensch hat im Vergleich zum Tier mehr Freiheit und die Entscheidungsfreiheit hat sich im Verlauf der Evolution und der jetzigen Evolution des Geistes immer mehr vergrößert. Das habe ich an anderer Stelle erläutert.
Hier geht es um die Entwicklung der Menschheit. Und die Evolution der Menschheit wurde bisher von den genetisch intraindividuell gespeicherten Handlungsprogrammen gesteuert, die eine Überproduktion von Nachkommen und die Selektion des Überschusses vorsehen, der bei der Menschheit durch Kriege vorgenommen wird, die von Staaten erklärt und durchgeführt werden.
Die Grundlage der von Menschen entwickelten Evolution des Geistes hingegen besteht in der hirnexternen Speicherung dieser Programme, so dass das Überleben der geistigen Daten nicht mehr vom Überleben der Individuen abhängt. Diese hirnexterne Datenspeicherung auf Papier, Disketten usw. ist der genetischen Methode auch in anderer Hinsicht überlegen. Während genetisch gespeicherte Daten nur an die eigenen Kinder weitergegeben werden können und damit deren Verbesserung nur über verhältnismäßig lange Zeiträume möglich ist, können Daten und Handlungsprogramme, die außerhalb des Individuums gespeichert sind, an alle lebenden Individuen weitergegeben werden und auch an alle in Zukunft lebenden Menschen. Während genetisch gespeicherte Daten im Besitz des einen Individuums bleiben, gelangen die außerhalb des Individuums gespeicherten Daten in den Besitz der ganzen Menschheit und der zukünftigen Menschheit.
Diese im Tierreich neue Art der extrazellulären Datenausbreitung ist für die PhilS die Begründung, ein eigenes Menschenreich zu postulieren, das sich vom Tierreich und Pflanzenreich abhebt.
Die Daten und Handlungsprogramme, die hirnextern gespeichert werden, nenne ich kurz „geistige Daten“ und lasse die Anführungsstriche in Zukunft weg. Es handelt sich im wesentlichen um Ideen. Diese geistigen Daten und insbesondere Ideen treten aus der Hirntätigkeit hervor und sind ohne diese nicht möglich. Sie bilden in ihrer Gesamtheit ein Reich des Geistes, das den materiellen Raum, in dem wir körperlich existieren, ergänzt.
Geistige Produkte sind zunächst unsere Wahrnehmungen, die die uns umgebende Realität im Reich des Geistes abbilden. Aufbauend auf diesen, die nach Kant die „empirische Realität“ darstellen, bilden wir Begriffe, die unterschiedliche Objekte bezeichnen, in Oberbegriffen zusammenfassen usw. Im Rahmen der höheren Geistestätigkeit bilden wir Hypothesen, und u.a. wissenschaftliche Theorien. An die Grundlage, dass wir nämlich Gleiches als gleich wahrnehmen, müssen wir zwar glauben, letztere, die wissenschaftlichen Theorie, glauben wir allerdings nicht, sondern verifizieren oder falsifizieren sie, so dass sich in der aus der Theorie entspringenden Handlung, dem wissenschaftlichen Versuch, beweist, ob eine Theorie die Umwelt besser als bisherige Theorien darstellt. Im Resultat schafft sich der Mensch körperexterne Organe, d.h. Werkzeuge, Maschinen, technische Hilfsmittel usw., die seine Handlungsmöglichkeiten und seine Überlebensmöglichkeiten verbessern oder zur Optimierung seiner Genüsse führen.
Zur Optimierung des Erlebens, der Genüsse usw. und zur Verbesserung der Handlungsmöglichkeiten sind also keine Kriege mehr erforderlich, sondern weitere Forschungstätigkeit.
Mit anderen Worten: der Staat als außenpolitisch handelndes System, das Waffen produziert und mit anderen Staaten Kriege führt, ist zur Evolution von Handlungsprogrammen in Zukunft und auch jetzt schon nicht mehr erforderlich.
Staaten als außenpolitisch handelnde Entitäten werden sich also auflösen. ...
Wir sehen diesen Prozess des Zusammenwachsens der Menschheit auch in der sogenannten „Globalisierung“. Hier haben große Betriebe, Wirtschaftsunternehmen oder Konzerne, also lebende Systeme höherer Ordnung, die sich durch die Produktion bestimmter Waren definieren, eine besondere Funktion. Diese Konzerne verfügen in der Regel nicht über militärische Waffen oder eine bewaffnete Armee, sie führen keine militärischen Auseinandersetzungen, die mit der Ermordung von Menschenmassen verbunden sind, dennoch schwächen sie die Macht der Staaten. Sie haben die Möglichkeit, ihre Produkte in diesem oder in jenem Staat zu produzieren und können dadurch die Handlungen der Systeme Staat manipulieren, deren Handlungsfreiheit einschränken. Die hoch aufgerüsteten Staaten werden mehr und mehr zu Marionetten der unbewaffneten Konzerne. Das … ist … ein Zeichen dafür, dass die militärische Macht der Staaten sinkt und sich Staaten als außenpolitisch handelnde Systeme immer weiter auflösen werden. ...
Zwei Faktoren werden aber neu geregelt werden müssen:
Einerseits die Ansammlung von Reichtum ohne zu arbeiten ohne Zeit zu investieren, der Grund für den immer weiter auseinanderklaffenden Reichtum. …
Eine Voraussetzung für das Überleben der Menschheit ist die Steuerung der Bevölkerungsgröße. Eine ständig steigende Menschenzahl auf dem Planeten Erde darf es ebenfalls nicht geben, wenn die Menschheit weiterhin existieren soll. Erforderlich ist also eine globale Steuerung der Bevölkerungsgröße und auch des Energieverbrauchs …
Deshalb gibt die Entwicklung der Informationstechnik Hoffnung. Eine internationale globale Vernetzung der Menschen, die nicht von Staatsmächten oder anderen Mächten kontrolliert werden kann und darf, ist ein wichtiges Mittel des Zusammenschlusses der Menschen auf der Erde und ihrer Einigung auf international anerkannte Regeln."
Zu betonen ist heute: Die Kontrolle über die Menschheit dürfen nicht die Finanzmärkte oder die Konzernmanager übernehmen, sondern die Individuen, die sich über das Internet international verständigen. Die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse und nicht die Profitgier der Konzernmanager müssen die Produktion steuern.
Rudi Zimmerman, Philosoph lebender Systeme |