Das Manifest 2010
der
Philosophie lebender Systeme

 Geld als Speicher für Zeit und Energie

 Reiki-Hände und andere Kurzgeschichten von Rudi Zimmerman

Der Übermensch
Der Übermensch existiert in zweierlei Hinsicht.
Hier der Aufsatz

Kurzgeschichten

A
In der Berliner U-Bahn

U-Bahn-Esser

Die nette Motzverkäferin

Damenwahl

Die spitzen Schuhe

B
Im menschlichen Körper

Die tierischen Energiespeicher

Die Post des Körpers

C
Biograhisches

Der Auftritt

Der Maikäfer

D
Zur Zivilisation

Die Bedeutung des Nuckels

 

Die Eigenschaften des Geldes
Der Zeitgewinn und der Bedürfniszuwachs im Verlauf der Zivilisation

Einleitung

Sigmund Freud meinte, die Zeit komme über die Wahrnehmungsfunktion des Ichs in den Menschen. Das Ursprüngliche, nämlich das Es, kenne keine Zeit (Vorlesung 31). Hier widerspricht er Kant, der die Zeit als primäre psychische Funktion betrachtet, die von innen das Außen konstruiert. Einstein hat inzwischen entdeckt, dass die Zeit relativ ist. Für die Lebenspraxis des Menschen, mit der sich die Philosophie lebender Systeme (=PhilS) befasst, spielt letzteres keine Rolle.

Der Arbeitsbegriff der PhilS

Die Philosophie lebender Systeme (=PhilS) kritisiert, dass die Zeit in die Definition des physikalischen Arbeitsbegriffs nicht eingegangen ist, sondern erst im Begriff der Leistung, und hat Arbeit daher definiert als aktive Änderung von Materie unter Ernergie- und Zeitaufwand (Änderung in räumlicher Hinsicht bezüglich des Aufenthaltsorts oder der Zusammensetzung). Wenn Arbeit verrichtet wird, vergeht immer Zeit.

Durch Arbeit wird der Wert von Materie erhöht. Das Charakteristikum von Arbeit besteht gerade darin, einen "Mehrwert" zu schaffen, wie Karl Marx es bezeichnet. Die vom Menschen geschaffenen Maschinen verstärken die menschliche Kraft. Durch den Einsatz von Werkzeugen und Maschinen vergrößert der Mensch seine Kraftentfaltung, er gewinnt Energie. Der Mensch selbst verausgabt weniger körpereigene Energie für die Herstellung von Werkzeugen und Maschinen, als er durch den Einsatz dieser Maschinen zurückgewinnt. Diese positive Energiebilanz betrachtet bereits Wilhelm Ostwald als den Motor der menschlichen Zivilisation. Allerdings wird auch hierbei noch nicht berücksichtigt, dass eine Investition von Zeit benötigt wird. Dies ist jedoch für die Erkennung der Eigenschaften des Geldes besonders von besonderer Bedeutung (s.u.).

Das Geld

Das Geld als menschenspezifische Neuerwerbung spielt zum Verständnis der Entwicklung des Menschen eine bedeutende Rolle, da das Geld den Menschen von dem Rest der lebenden Natur unterscheidet. Philosophien, die sich mit diesem Thema befassen, kommen seltsamerweise in der Regel zu dem Ergebnis, dass diese Rolle negativ zu bewerten sei. Insbesondere habe Geld zur Folge, die Unterschiede zwischen den Menschen zu verschärfen. Die Trennung der Menschen in Arme und Reiche widerspreche der Natur diametral, denn von Natur aus seien alle Menschen gleich geboren und hätten gleiche Rechte. Daher ist die Umsetzung dieser Philosophien in Praxis mit dem Versuch vorgenommen worden, real oder in der Tendenz das Geld wieder abzuschaffen. Dies ist allerdings nie gelungen.

Die ersten mir bekannten Versuche der Geldabschaffung sind von den urchristlichen Gemeinden unternommen worden, also in kleinen überschaubaren Gemeinschaften. In den Kollektiven bzw. Produktionsgenossenschaften der sozialistischen Staaten wurde zumindest das Privateigentum am Boden und an den Produktionsmitteln abgeschafft, die Löhne wurden nach anderen Maßstäben festgesetzt als in kapitalistischen Wirtschaften. Auch diese "zielgehemmte" Abschaffung des Geldes, wie ich das mal in Anlehnung an die Freudsche Terminologie nennen möchte, ist in der Praxis gescheitert.

Die Wirtschaft

Die Wirtschaften hingegen, die das Geld akzeptiert haben, erleben wirtschaftliche Erfolge, ohne dass allerdings das Geld als solches einer Kritik unterzogen wurde. Interessanter Weise gehen diese wirtschaftliche Erfolge besonders damit einher, dass das Geld als physisches Zahlungsmittel inzwischen durch das Zahlengeld auf Konten abgelöst und ein Bankensystem eingeführt wurde, das nicht mehr physisches Geld verwaltet und verleiht (Kreditwesen), sondern lediglich Zahlen auf Konten verschiebt und damit "Geld schöpft". Die "Schöpfungstheorie des Geldes", wie ich sie einmal nennen möchte, nimmt an, dass zunächst Geld gedruckt werden könne und sich sein Wert aus dem Vertrauen der Menschen in die Rolle des Geldes als Zahlungsmittel im Nachhinein einstellt.

Eine entscheidende Rolle bei dieser Wertschöpfung spielen die Investitionsbanken. Diese verleihen das ihnen zur Verfügung gestellte "Geld" gleichzeitig mehrfach, so dass sie für den gleichen Geldbetrag mehrfach einen Zins einnehmen. Dies führt zur Geldvermehrung.

Grundlage dafür sind die Eigenschaften des Geldes, mit denen ich mich nun beschäftigen möchte.

Geld als Tauschmittel

Nachdem der Mensch begann, seine Zeit nicht nur direkt für die Beschaffung von Nahrungsmitteln durch Sammeln und für die Kinderproduktion, also für sexuelle Betätigung, zu verwenden, sondern anfing Schmuck und Werkzeuge durch Arbeit herzustellen, wurde das Geld als Tauschmittel dieser Waren eingeführt.

Die Beschaffung der Nahrung und ihre Einführung in den Körper (essen und verdauen) und der Sex sind neben der Atmung die natürlichen Tätigkeiten des Menschen. Jede Tätigkeit, auch diese Tätigkeiten, die dem Überleben des Individuums und dem Überleben der Art dienen, benötigt Energie und Zeit. Insgesamt muss die Energiebilanz über einen gewissen Zeitraum positiv sein, wobei dieser Zeitraum davon abhängt, wie viel Energie das Lebende System der Größenordnung Individuum speichern kann. Dies gilt natürlich auch dann, wenn das Individuum, anstatt zu essen (Nahrungsbeschaffung, -verzehr und –verdauung) oder sich um die Vermehrung zu kümmern (Partnersuche, Geschlechtsverkehr und Kinderaufzucht), Zeit und Energie aufwendet, um Werzeuge oder Schmuck herzustellen. Die Rechnung geht also nur auf, wenn bei der Herstellung der Produkte menschlicher Tätigkeit weniger Zeit und Energie aufgewendet wird, als durch deren Verwendung wieder hereinkommt. Praktisch heißt das: die Schmuckherstellung ist nur dann ein evolutionärer bzw. zivilisatorischer Fortschritt, wenn sie im Endeffekt den Energie- und Zeitaufwand für die Suche nach einem Partner und für die Balz um einen Betrag reduziert, der größer ist als der Herstellungsaufwand. Der Herstellungaufwand setzt sich aus dem Zeitaufwand und dem Energieaufwand zusammen. Dieser Herstellungsaufwand für die Produktion eines Speers muss also geringer sein als der Gewinn von Zeit und Energie bei der Erlegung einer Beute. Unter dieser Bedingung ist die menschliche Tätigkeit effektiv und ersetzt die bisherige Jagdtätigkeit ohne Speer. Eine Produktion wird zur zivilisatorische Errungenschaft dadurch, dass sie Zeit und Energie erspart.

Wird nun Geld als "Vermittler" eingeführt, dann sind es der eingesparte Energiebetrag und die eingesparte Zeit, die den Wert des Geldes bestimmen. Wird dieses Produkt verkauft, dann ist dieser Wert im Geld gespeichert. Der "Preis" der Ware ist insgesamt bestimmt von der Zeiteinsparung und der Energieeinsparung, die der Käufer mit der Aneignung der Ware erwirbt. Wer etwas kauft, kauft damit einen Energie- und Zeitgewinn. Dieser Zeit- und Energiegewinn stellt den Gebrauchswert einer Ware dar, den Marx betrachtet hat. Leider hat Marx oder seine Nachfolger es versäumt, diesen Gebrauchswert näher zu analysieren.

Die hergestellen Produkte bzw. Waren haben jedoch in einem Punkt einen Nachteil im Vergleich zum Geld. Während die Produkte im Lauf der Zeit ihren Wert ständig verlieren, sich "abnutzen" und irgendwan nicht mehr verwendungsfähig sind, behält das Geld seinen Wert. (Es sei denn, das Geld wird dadurch entwertet, dass sein Inhal an Zeit und Energie verringert wird, zum Beispiel durch Produktion von mehr Umlaufgeld)

Dadurch ist Geld ein Speicher von Energie und Zeit.

Geld als Speichermedium

Durch diese beiden Eigenschaften, Speicher für Energie und Zeit zu sein, ist Geld auch dazu geeignet, akkumuliert zu werden.

Mit der Erfindung des Geldes hat der Mensch also eine Möglichkeit geschaffen, dem ständigen Vergehen von Zeit und der permanenten materiellen Abnutzung seiner Produkte entgegenzuwirken.

Der Mensch ist also nicht nur ein Perpetuum Mobile, eine Maschine, die durch ihre Tätigkeit mehr Energie gewinnt als in sie hineingesteckt wird, sondern es ist ihm zusätzlich gelungen, durch die Umrechnung des Gebrauchswertes einer Ware in Geld eine Möglichkeit gefunden zu haben, der "Vergänglichkeit" entgegenzuwirken.

Selbst Gebirge werden durch die Einwirkung physikalischer Kräfte des Klimas und Wetters verändert, zersetzt, zu Staub zermalen. Allen Produkten menschlicher Tätigkeit steht das gleiche Schicksal bevor. Deshalb beziehen Religionen daraus ihre Attraktivität für die Menschen, dass sie ihm im Jenseits Unvergänglichkeit versprechen. Vielen Menschen genügt auch diese Hoffnung. Durch das Geld wird diese Hoffnung bereits im Diesseits realisiert. Und das ist der tiefere Grund für die Attraktivität des Geldes.

Die Akkumulation des Geldes

Wenn Geld gesammelt und angehäuft wird, wird damit Zeit und Energie angehäuft, "akkumuliert".

Damit wird dem Individuum die Möglichkeit eröffnet, die von ihm angehäufte Zeit und Energie an seine Nachkommen, seine Erben, weiterzugeben. Damit wird dem Ablauf der Zeit entgegengewirkt. Während Zeit in der Natur in menschlichen Dimensionen nur in einer Richtung vergeht, sozusagen ständig verbraucht wird, speichert das Geld die Zeit und verhindert damit das Vergehen der Zeit und natürlich auch der Energie.

Aber es kann auch im Jetzt Zeit und Energie konzentriert werden. Das begründet die Fähigkeit des Kapitals. Kapital ist Anhäufung von Zeit und Energie und schafft Möglichkeiten, die nur mittels eines hohen Energieaufwands, den ein einzelner Mensch nicht aufbringen könnte, realisiert werden können. Mit Hilfe des Kapitals kann die Arbeitskraft sehr vieler Menschen zusammengefasst werden. Dadurch können Projekte erheblichen Ausmaßes umgesetzt werden. Aber nicht nur das. Der wesentliche Effekt besteht darin, menschliche Tätigkeit zusammenzufassen. Geld fördert die gesellschaftliche Koordination, koordiniert menschliches Handeln, fasst Individuen zu Lebenden Systemen höherer Ordnung zusammen. Diese neuen Lebenden Systeme höherer Ordnung stellen sich den traditionellen menschlichen Lebenden Systemen, die durch gemeinsame Sprache und gemeinsame Denk- und Glaubensinhalte definiert sind - nämlich die Staaten und Religionsgemeinschaften - entgegen.

Und das hat die "Welt", die Organisationsformen menschlichen Zusammenlebens, sehr verändert. Der Macht der Staaten und der Glaubensgemeinschaften ist die Macht der international tätigen Konzerne entgegengetreten. Diese Umwälzung der menschlichen Realität wird nur verständlich, wenn man die Eigenschaften des Geldes, Zeit und Energie speichern zu können, versteht.

Dieses Thema vertiefe ich an anderer Stelle.

Das virtuelle Geld

Die ursprünglich als Tauschmittel verwendeten Geldarten hatten selbst einen Wert, besonders Gold als Tauschmittel. Darauf ist wohl der Irrtum zurückzuführen, dass der Wert des Geldes mit dem Wert der Münze zusammenhängt, die sich in der Geldbörse befindet. Bereits mit Einführung des Papiergeldes wurde dieser Irrtum ausgemerzt. Inzwischen ist Geld nur noch eine Zahl auf dem Konto und Kauf kann durchgeführt werden, indem diese Zahl mit einer anderen Kontonummer verknüpft wird, der Kauf ist bereits mittels einer Scheckkarte möglich. Dies macht deutlich, dass das "Geld" selbst gar keinen Wet hat. Wird es als Tauschmittel eingesetzt, hat es seinen Wert lediglich dadurch, dass Verkäufer und Käufer darauf vertrauen, dass sein Tauschwert, nämlich die in ihm gespeicherte Zeit und Energie, auch in Zukunft von dieser Zahl, die das "Geld" nun ist, repräsentiert wird.

Diese Verwandlung des Geldes von einer Goldmünze in eine Zahl verdeutlicht, dass das "Geld" lediglich eine Repräsentanz ist, ein Symbol für etwas, nämlich die Zeit und die Energie, die durch die Herstellung einer Ware im Vergleich zum Aufwand, den die Befriedigung eines Bedürfnisses ohne diese Ware an Zeit und Energie gekostet hätte, eingespart wurde.

Diese menschliche Arbeit steckt selbstverständlich weiterhin im Preis einer Ware. Der Unterschied besteht nur darin, dass der Preis nicht mehr mittels einer Münze oder eines Geldscheins bezahlt wird, sondern bargeldlos.

Das Bankwesen und der Kredit

Seit Beginn der Industrialisierung hat sich nicht nur im Bereich der Arbeit sehr viel durch den Einsatz von Maschinen geändert, sondern auch im Bereich des Bankenwesens. Banken gab es natürlich im Gegensatz zu den Maschinen, die dem Menschen den Einsatz von Fremdenergie zur Produktion in nahezu grenzenlosem Umfang ermöglicht haben, schon lange, aber inzwischen hat sich auf diesem Gebiet ebenfalls etwas in Richtung Grenzenlosigkeit entwickelt, nämlich das Kreditwesen.

Dem Geld verdienenden Menschen wird sein Lohn bzw. sein Gehalt gar nicht mehr ausbezahlt, sondern sein Verdienst wird einer Bank auf ein Girokonto zur Verfügung gestellt. Bereits in der Summe alle Girokonten verbleibt der Bank ein ständiger Überschuss, also eine positive Zahl, dadurch, dass das Individuum sein Geld nicht am Zahltag abhebt oder durch Käufe verbraucht, sondern schrittweise bis zur nächsten Gehaltszahlung. Mit diesem Geld kann die Bank (Privatbank) bereits arbeiten, und natürlich zusätzlich mit dem Geld auf Sparkonten, für das sie einen geringen Zins zahlt. Das neue Phänomen besteht in der "Arbeit" der Banken, die dieses Geld verleiht. Dies nun nicht in kleinem Stil an Arbeitnehmer, dieses Thema muss ich hier überspringen, sondern an die Firmen, die global tätigen Firmen, an die Konzerne. Hierfür wurden besondere Investitionsbanken geschaffen.

Das diesen Banken zu Verfügung stehen Geld verleiht sie gegen Zins mehrfach, also die gleiche positive Zahl auf dem Konto der Bank wird mehrfach auf Bankkonten von Investoren transferiert.

Dies hat zwei wesentliche Wirkungen.

Über die erste Wirkung kann man sich besser unter dem Thema "Geldschöpfung" im Sinn des Wirtschafts- und Finanzwesens sachkundig machen. Durch die mehrfache Überlassung der gleichen positiven Zahl vermehrt sich durch die mehrfache Rückzahlung der Zinsen diese Zahl ins Unermessliche. Das wird "Wertschöpfung" oder Geldschöpfung genannt.

Die zweite Wirkung dieser Verwendung von Zahlen, die Symbol für eine geleistete Arbeit sind einen Speicher von Zeit und Energie darstellen, ist philosophisch interessant.

Bereits jeder Kredit bedeutet, dass dem Kreditnehmer ein universelles Tauschmittel zur Verfügung gestellt wird, in welchem Energie und Zeit gespeichert ist. Während in der Natur Zeit stets nur in einer Richtung “vergeht”, wird dem Kreditnehmer ein Zeitvorschuss und ein Energievorschuss zur Verfügung gestellt. Er verfügt durch den Kredit über Zeit und Energie, die irgendwann durch menschliche Arbeit "gewonnen" wurden. Menschliche Tätigkeit, Geistestätigkeit bei der Erfindung von Maschinen und körperliche Tätigkeit an diesen Maschinen, hat es durch die Herstellung eines Produkts ermöglicht, dass die Mitmenschen dieser Erfinder und Arbeiter Bedürfnisse mit weniger Zeit- und Energieaufwand befriedigen können (z.B. reisen) oder Bedürfnisse befriedigen können, die vorher nur potentiell, also sozusagen in der Transzendenz, vorhanden waren. Menschliche Arbeitstätigkeit hat Transzendentes, bis dahin lange Zeit nicht einmal als Idee vorhandenes, in Wirklichkeit verwandelt. Marx hatte sicher nicht einmal die Idee, mit einem Flugzeug nach Amerika zu fliegen, er hätte eine wochenlange Schiffsreise unternehmen müssen. Erst Otto Lilienthal und andere hatten eine konkrete Idee, wie man mittels einer Flugmaschine reisen könnte, und ausgehend davon wurden Flugzeuge gebaut, die diese Reise innerhalb einiger Stunden ermöglichen. Die Zeit- und Energiersparnis durch Flugreisen wurde bereits durch das seinerzeit funktionierende Bankenwesen im Vorhinein durch Kredite in die Entwicklung und Produktion von Flugzeugen investiert, ist inzwischen zurückgeholt worden, indem die Kredite zurückgezahlt wurden,  die Investition hat sich rentiert. Inzwischen werden Gewinne gemacht. Der Betreiber einer Flugzeuggesellschaft kann nun wieder Geld, das heißt einen Zeit- und Energiespeicher, ansammeln, akkumulieren.

Die menschlichen Bedürfnisse und die Freiheit

Anhand des Kreditwesens wird deutlich, dass "Geld" in der Lage ist, Zeit zu konzentrieren, ja sogar den Ablauf der Zeit umzukehren.

Dem Kreditnehmer wird quasi Zeit zur Verfügung gestellt.

Der Mensch an sich denkt, er müsse arbeiten und Geld sparen, wenn er sich später etwas leisten möchte. Das ist das natürliche Denken. Dieses natürliche Denken, das wohl auch Kant hatte, nimmt ein ständiges Vergehen von Zeit an. Und Kant meinte daher, die Zeit sei eine a priori vorhandene Vorstellungskategorie des Menschen, die Erkenntnis ermögliche. Was Zeit ist, kann ich zwar nicht sagen, aber dennnoch kann ich sagen, dass der Mensch es möglich gemacht hat, Zeit zu speichern und den natürlichen Zeitablauf umzukehren. Die Zeit speichert er zusammen mit der Energie im Geld.
Und durch den Kredit kehrt er den Zeitablauf um.

Das Individuum kann sich also Zeit kaufen, indem es einen Kredit aufnimmt. Nun gibt es diese Zeit natürlich nicht umsonst, sondern auch sie kostet etwas, nämlich den Zins. Aber nicht nur den.

Das Individuum, das ein Bedürfnis befriedigen möchte, sich einen Wunsch erfüllen möchte, dessen Realisierung etwas teurer ist, so dass er nicht aus den laufenden Einnahmen bezahlt werden kann, kann einen Kredit oder ein Darlehen aufnehmen und sich sofort beispielsweise ein Haus kaufen. Damit hat er Zeit und Energie in Form eines Kredits zum Bau oder Kauf des Hauses erhalten und sich einen Wunsch erfüllt. Er hat den Zeitablauf umgekehrt. Anstatt erst sein halbes oder ganzes Leben lang zu arbeiten und sich dann den Wunsch zu erfüllen, befriedigt er das Bedürfnis sofort und arbeitet dann nach. Eventuell müssen sogar seine Erben noch nacharbeiten. Der Mensch ist in diesem Fall also kein Arbeiter, sondern er hat sich zum Nacharbeiter gemacht. Und auch damit nicht genug. Er hat sich nämlich in eine Abhängigkeit vom Kreditgeber begeben. Was das konkret bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen. Ich weise nur auf das hin, an das keiner denkt: die Zeit, die er durch den Kredit im Vorab erhalten hat, ist die Zeitinvestition früherer Arbeiter, ist deren Freiheitsverlust.
Und diesen Verlust an Freiheit erwirbt er mit dem Kredit.

Arbeitzeit und Freizeit

Ein lebendes System besteht aus Materie und muss während einer Zeiteinheit mindestens ebensoviel Energie aufnehmen wie es verbraucht, sonst stirbt es – es hat dann mal gelebt. Zur Energieaufnahme benötigt es Zeit. Ein lebendes System mit zweigeschlechtlicher Vermehrung benötigt zusätzlich Zeit für die Parnersuche, die Balz und die Nahrungssuche für die Kinder. Im Vergleich zum Tierreich hat sich die Nahrungssuche des Menschen sehr verändert, man könnte die Zivilisation auch an der Veränderung der Nahrungssuche oder Nahrungsbeschaffung beschreiben. An der Verdauung hat sich nicht sehr viel verändert, wenn auch der Beginn der Zivilisation mit der Veränderung er Verdauung zusammenhängt.

Der Einsatz des Feuers bei der Nahrungszubereitung hat u.a. den Effekt, dass Zellwände der pflanzlichen Nahrung und Zellmembranen der tierischen Nahrung zerstört werden und die Verdauungssäfte schneller wirken können. Feuer verkürzt die Verdauungszeit und vermindert den Energieaufwand, der zur Verdauung erforderlich ist. Die Energie- und Zeitbilanz des Menschen verbessert sich durch den Einsatz von Feuer. Schon Friedrich Engels hat in seinem Aufsatz "Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" darauf hingewiesen.

Das menschliche Individuum "gewinnt" also u.a. Zeit. Diese Zeit, die es vorher zur Beschaffung der Nahrung (z.B. Jagd) und zur Einführung der Nährstoffe in seinen Blutkreislauf benötigte, hat sich verkürzt, so dass freie Zeit entstanden ist, die Freizeit. Den anderen Teil der Zeit nenne ich einmal Arbeitszeit (=Nahrungsbeschaffung der Steinzeitmenschen) und Vermehrungszeit (Zeit für Balz usw.). Der Urmensch, der durch den Einsatz des Feuers also Zeit gewonnen hat, kann diese für die Balz oder die Kommunikation, die sublimierte (Freud) Balz, verwenden. Er kann sie aber auch zum Nachdenken und zur Herstellung von Werkzeug einsetzen. Letzteres wäre ebenfalls Arbeitszeit, da sie die Jagdzeit durch den Einsatz besserer Speere usw. verkürzt. Er hat also eine Wahlfreiheit gewonnen, sein Freiheitsspielraum ist durch den Einsatz von Feuer gestiegen.

Im Verlauf der Zivilisationhat sich zwar das Balzen nicht sehr stark verändert, aber die zur Nahrungsbeschaffung erforderlichen Tätigkeiten haben sich sehr gewandelt.

Der Mensch geht nicht mehr zur Jagd, sondern zum Kühlschrank, vorher jedoch in den Supermarkt und davor zur Arbeit. Er verdingt sich also zunächst als Sklave auf Zeit, verzichtet zeitweilig auf Freiheitspielraum, bekommt dafür Geld und kauft sich Kühlschrank und Inhalt. Wie oben ausgeführt, verringert Zivilisation ständig den Energie- und Zeitaufwand, der für die Sicherung des Überlebens und den des Nachwuchses (=Überleben der Art) erforderlich ist. Zivilisation ist mit ständigem Zeitgewinn verbunden, mit dem ständigen Anwachsen von Freiheit.

Das Entstehen neuer Bedürfnisse

Nun allerdings erfindet der Mensch nicht nur Produkte, die Zeit zur Befriedigung von Bedürfnissen und Erfüllung von Wünschen einsparen, sondern auch welche, die neue Bedürfnisse und Wünsche ermöglichen. Neue Bedürfnisse erfordern zu ihrer Befriedigung nun wiederum Zeit.

So hält sich wohl insgesamt der zivilisatorische Zeitgewinn mit dem Mehrbedarf an Zeit zur Befriedigung neu entstandener zivilisatorischer Bedürfnisse die Waage. Was am Ende gewonnen wurde, ist die Freiheit, verstanden als Wahlfreiheit.

So sage ich:

Zivilisation ist ständiger Zeitgewinn.

Zivilisation ist gekennzeichnet durch einen ständigen Freiheitszuwachs.

Denn die gewonnene Zeit verschafft mehr Wahlmöglichkeiten für Betätigung und damit für die Befriedigung von Bedürfnissen.

Zivilisation ist ständiger Zuwachs an Befriedigungsmöglichkeiten.

Nun sind die Wahlmöglichkeiten, also der Freiheitsspielraum, an die Verfügung über Geld gebunden. Geld ist gespeicherte Zeit und verschafft Freiheitsspielraum z.B. für die Befriedigung von Bedürfnissen. 

Wer nun allerdings größere Wünsche auf Kredit befriedigt, muss wissen, dass er nicht nur die Zeit, die er erworben hat, nacharbeiten muss, sondern auch auf die Befriedigung anderer kleinener Bedürfnisse verzichten muss – bis der Kredit getilgt ist.

Die Probleme, die mit der Verknüpfung von Geld, Zeit und Freiheit verbunden sind, behandle ich an anderer Stelle. Auch die Funktion des Geldes als Steuerungsinstrument für menschliches Verhalten. Die Antwort auf die Frage, warum Geld auf dem System Erde ungleich verteilt ist, gebe ich ebenfalls an anderer Stelle.

Hier weise ich nur noch darauf hin, dass Zivilisation bislang nicht für möglich gehaltenes, sozusagen Transzendentes, möglich macht. Sie erschafft Realität. Andererseits hat sie gerade auch das Gegenteil mit sich gebracht: sie hat mittels des Computers eine virtuelle Welt geschaffen, eine neue Welt mit neuen Befriedigungsmöglichkeiten.

Während der Mensch bislang die reale Welt erst begreifen musste, um sie zu verstehen und zu verändern, ist mit diesem Verständnis und dessen Umsetzung in Produkte eine neue virtuelle Welt entstanden, die gar nicht begreifbar ist. Die Realität können wir mit unseren Händen anfassen, begreifen. Mit unseren Händen haben wir nun inzwischen eine Welt erschaffen, die wir nicht anfassen können.

Und unsere Steinzeitphilosophen streiten sich weiterhin über Monismus und Dualismus und fragen sich, ob die Realität unabhängig von unserem Bewusstsein existiert.

Rudi Zimmerman

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Nachdruck und Verbreitung, auch in Auszügen, mit welchen Medien auch immer, nur mit Genehmigung des Verlags Philosophie des dritten Jahrtausends, Spinozastr. 15, 12163 Berlin

andere Internetseiten, die sich mit der Philosophie lebender Systeme beschäftigen:

Philosophie lebender Systeme

 Lebende Systeme

Rudi Zimmerman

System Mensch

Philosoph Rudi Zimmerman

System Erde

Die Datentransformation

 

weitere Aufsätze Rudi Zimmermans im Internet

Übersicht über das Anliegen der Philosophie lebender Systeme.

Rede an die Menschen (2008)

Das Gewissen des psychisch Gesunden, die natürliche Schuldreaktion
Das Gewissen ist angeboren und nicht anerzogen

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NEU: Der Anfang der Menschen und seine Vertreibung aus dem Paradies

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Rudi Zimmerman
Gesellschaftsphilosoph

Biologisch besteht die Erdbevölkerung aus Horden schwer bewaffneter Affen. Kann die Evolution des Geistes diese zu einer Menschheit einen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Philosophie lebender Systeme im letzten Buch:

Zivilisation als Fortsetzung der Evolution.
Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit.

ISBN 978-3000247019

 

Hier können Sie in meinen Büchern googeln:

Das System Mensch

Zivilisationstheorie

Hier gehts zu meinen clips bei
youtube:

Die offene Begrenzung als strukturelles Wesensmerkmal eines Lebenden Systems

Die Bedeutung der positiven Rückkopplung für die Einordnung des Individuums in die Gesellschaft

 Die Beziehungen der Menschen beschrieben als Dominator-Effektor-Beziehungen

Beginn der Zivilisation
1. Sesshaftigkeit

Beginn der Zivilisation
2. Religion

 

Hier gehts zu einem Aufsatz über das Geistige, nämlich die Information und ihre Übermittlung. Die Informationstheorie der PhilS

Aufsätze Zimmermans zur hormonellen Verhaltenssteuerung des Menschen:

Der Penisreflex

Die Sexualität

Der Brustneid

aktuell:
Der chinesische Begriff der harmonischen Gesellschaft. Eine Stellungnahme dazu von Rudi Zimmerman