Vielzeller und Vielkerner die Überlebensstrategie der Vielkerner
Der Einzeller ist phylogenetisch betrachtet der Vorläufer der Vielzeller und der Vielkerner.
Vielzeller werden biologisch in Pflanzen, Pilze und Tiere eingeteilt, zu letzteren gehört der Mensch. Weitgehend übersehen werden allerdings die Vielkerner. Bei diesen teilt sich die Zelle bei der Vermehrung nicht, so dass nur der Kern vermehrt wird und dadurch ein riesiger Organismus, bestehend aus Zellplasma ohne feste Zellwand und vielen Kernen entsteht. Deshalb bezeichnet die Philosophie lebender Systeme (=PhilS) diese lebenden Systeme als Vielkerner. Von der Biologie werden sie missverständlicher Weise "Myxomyceten" (Schleimpilze) genannt. Während also beim Vielzeller die Anzahl der Kerne (der Erbinformation, der Chromosomen) und die Anzahl der Zellen gleichmäßig vermehrt wird, vermehrt sich beim Vielkerner lediglich die Erbinformation, während sich das Zellplasma nicht vermehrt, sondern parallel dazu im gleichen Maßstab vergrößert. Die Massenvergrößerung des Individuums im Lauf der Phylogenese ist also bei beiden Vermehrungsweisen ähnlich, die Vermehrung der Erbinformation innerhalb des Individuums die gleiche. Interessant sind nun jedoch die Unterschiedlichkeiten.
Die Unterschiede zwischen Vielzellern und Vielkernern
Der wesentliche Unterschied besteht zunächst einmal darin, dass Vielkerner keine Individuen im üblichen Sinn bilden. Ein vielzelliges Individuum differenziert seine Zellen funktionell zu Organen und die Summe gleichartiger Individuen, die sich miteinander vermehren können, nennt die Biologie Arten. Die Vermehrung (=Vergrößerung der Zahl) der Individuen vergrößert (=Vermehrung der Masse) damit die Art. Bei den Vielkernern gibt es sozusagen zunächst nur Arten, also die Massenvergrößerung des Individuums vergrößert die Art. Daneben gibt es jedoch auch zusätzlich die Vermehrung der Individuen durch Sporenbildung, die in geeigneter Umgebung je zu einem weiteren Individuum heranwachsen. Zusätzlich können sich die Individuen durch mechanische Teilung durch äußere Gewalteinwirkung vermehren. Teilt beispielsweise der Mensch ein Individuum mit Hilfe eines scharfen Gegenstandes (z.B. Messer) in verschiedene Teile, so wächst jedes Teil weiter, die Individuenmenge wäre dadurch praktisch um die Zahl der Teile (minus des geteilten Individuums) vermehrt worden. Im Endeffekt besteht hier also die Art aus relativ wenigen Individuen. Die Massenvermehrung der Art erfolgt hier also durch eine Summenbildung der Individuenvermehrung und deren jeweiligen Massenvergrößerung.
In der Übersicht:
Vielzeller: Artmasse = Individuenmenge mal Masse eines Individuums)
Vielkerner: Artmasse = Summe der Masse aller Individuen
Das hat die Folge, dass sich die Artmasse bei den Vielkerner praktisch nicht bestimmen lässt.
Unterschiedlich ist somit auch die Überlebensstrategie der beiden grundsätzlich unterschiedlichen Völker lebender Systeme unter Berücksichtigung ihrer Funktion für das Überleben anderer lebender Systeme, denen sie als Nahrung dienen.
Voraussetzung dafür, dass eine Vielzellerart überlebt, ist, dass ihre Individuen in der Summe mehr Nachkommen bilden als von Fressfeinden verzehrt werden.
Mathematisch ausgedrückt:
die Menge der Individuen der Tochtergeneration pro Zeiteinheit muss größer sein als die Menge der vor der Geschlechtsreife getöteten (gefressenen) Individuen der Tochtergeneration.
Das gilt im übrigen auch für den Vielzeller "Mensch" und läst sich natürlich auch mit Hilfe mathematischer Zeichen darstellen – worauf ich als Nichtmathematiker verzichte.
Die Regenerationsfähigkeit
Bei Vielkernern sieht diese Rechnung hingegen ganz anders aus, weil die Regenerationsfähigkeit für sie praktisch keine Rolle spielt. Unter der "Regenerationsfähigkeit" versteht die Biologie die Fähigkeit eines Individuums, aus einem gewissen Teil seines Körpers den ganzen Körper wieder herzustellen. Der Lurch hat eine enorm hohe Regenerationsfähigkeit. Werden ihm Beine oder andere Körperteile abgebissen, weil sie einem anderen lebenden System nach dessen Vorstellung als Nahrung dienen sollen, dann bildet der Lurch diese verloren gegangenen Körperteile vollständig wieder nach. Auch Quallen besitzen eine derartig große Regenerationsfähigkeit. Auch der Mensch verfügt über eine gewisse Regenerationsfähigkeit in Bezug auf einzelne Organe des Körpers. So ist die Leber das regenerationsfähigste Körperorgan, kann sich also selbst bei Verlust großer Anteile, beispielsweise durch massiven Alkoholkonsum, wieder nachbilden, auch die Haut ist sehr regenerationsfähig, wie jeder Leser, der sich mal geschnitten hat, beobachten kann. Es bleiben jedoch Narben. Das neu gebildete Gewebe hat nicht die Qualität des geschädigten. Diesen Mangel kann das System Mensch jedoch zum Teil kompensieren: den Verlust von Zähnen und Extremitäten kann es durch Prothesen ersetzen usw.. Hierbei verwendet der Mensch sein Hirn und seine Hand inzwischen auch Maschinen und körperexterne Materialien, die die Natur liefert, zur Herstellung dieser nichtlebenden Ersatzorgane. Wegen der Fähigkeiten des Menschen, seine lebenden Organe (z.B. das Auge) oder lebende Effektoren (z.B. Beine) durch künstliche körperexterne Organe (Brille) zu verbessern oder zu ersetzen und die Fähigkeiten seiner Effektoren (der Hände und Beine) durch körperexterne künstliche Effektoren aus Materialien der Natur zu verbessern, wie durch das Fahrrad oder Auto (Verbesserung der Beinfunktion) usw., bezeichnet die PhilS den modernen Menschen als System Mensch, weil es nicht nur aus lebenden, sondern auch aus nichtlebenden körperexternen Teilen besteht. Das nur nebenbei.
Zurück zur Regenerationsfähigkeit und zum Vergleich zum Vielkerner.
Der Vielkerner hingegen benötigt im Vergleich zum Vielzeller gar keine Regenerationsfähigkeit. Wird das Individuum hier von anderen lebenden Systemen als Nahrung verwendet, so müsste der Vielkerner bis auf den letzten Kern verzehrt werden, was aufgrund der Kleinheit des Zellkerns sehr schwierig wäre, in der Regel überlebt das Individuum jeden "Fressangriff" womöglich auch mit räumlich getrennten Kernen, so dass eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass ein Fressangriff überlebt wird, ja sogar zur Vermehrung der Individuenzahl genutzt wird.
Während Fressangriffe bei vielzelligen Tieren also in der Regel zum Tod des als Nahrung dienenden Individuums führen, führen sie bei Vielkernern häufig zur Vermehrung. Anders als bei Tieren ist es bei vielzelligen Pflanzen, die sich ja zusätzlich durch Wurzeln vermehren können und Fressangriffe ebenfalls zur Vermehrung nutzen, indem sie dem Fresser die Frucht zur Verfügung stellen, der dafür die Kerne, aus denen sich neue Individuen bilden können, an anderer Stelle als Kot ablegt und damit für die Verbreitung der Pflanzen sorgt. Eine ähnliche Überlebenstechnik haben im Menschenreich die dunkelhäutigen afrikanischen Unterarten des Menschen vor etwa 2 Jahrhunderten genutzt, indem sie ihre Verwendung als Sklaven dazu benutzten, ihr Erbgut insbesondere in Nord- und Südamerika zu verbreiten. Für die "Art" und auch für die menschlichen Unterarten, die sich untereinander vermischen können, ist ja das Individuum lediglich ein Träger genetischer Informationen, das der Erhaltung und Verbreitung der Art dient. So nutzen in der Regel die in sogenannten "Kriegen" unterlegenen oder augenscheinlich ausgerotteten Menschenkollektive ihre weiblichen Mitglieder dazu, sich mit den männlichen Vertretern des überlegenen Kollektivs zu "paaren", so dass die Opferrolle auch hier zur Verbreitung der genetisch gespeicherten Informationen genutzt wird. Die Natur zielt nicht, falls sie überhaupt zielen kann, auf die Züchtung reiner "Rassen", wie die Nazis in Deutschland zwischen 1933 und 1945, sondern sie zielt auf eine möglichst umfassende Vermischung von Erbinformation. Und so nutzt sie auch die menschlichen "Kriege" für ihre Zwecke (falls sie welche hat), indem sich in der Regel die Männchen überlegener Kollektive mit den Weibchen der unterlegenen Kollektive genetisch vermischen. Das ist auch ein Teil dessen, was Darwin die "natürliche Zuchtwahl" genannt hat.
Zurück zum Thema. Vielkerner (und Pflanzen) müssen also ihre Futterrolle für andere Arten nicht fürchten, wie die meisten Tierarten. Sie benötigen daher auch keine schnelle Fortbewegung, so dass die Evolution hier nicht - wie im Tierreich -, Fortbewegungsorgane hervorgebracht hat, wie Beine, Flügel oder Flossen.
Mit diesem Ergebnis möchte ich die kurze Darstellung der Unterschiede von Vielzellern und Vielkernern schließen und es anderen Berufsgrupen überlassen, hier weiter gehendere Überlegungen anzustellen.
Rudi Zimmerman im November 2013 |